Dmitri Medwedew wähnt sich noch im Mittelalter

Der von der russischen Nummer 2, Dmitri Medwedew vorgeschlagene „Friedensplan“ ist nicht etwa ein Friedensplan, sondern eine mittelalterliche Landaufteilung.

Dass Leute wie Medwedew immer wieder Drohungen aussprechen können, liegt auch daran, dass der Westen keine Strategie zum Ukraine-Krieg hat. Foto: Kremlin.ru / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Besonders ernst wird es der Kreml-Lautsprecher Dmitri Medwedew nicht gemeint haben, als er einen „Friedensplan“ vorschlug, der vorsieht, dass die Ukraine zwischen der EU und Russland aufgeteilt werden soll. Die Auslöschung der Ukraine steht nicht auf dem Programm und das Aufteilen von „Beute“ gehört heute wohl nicht mehr zu einem akzeptablen Verhalten. In Polen müssen den Menschen die Ohren klingeln, denn eine solche Aufteilung zwischen Ost und West hat das Land bereits erlebt. Nach wie vor ist nicht klar, was eigentlich die exakten Ziele Russlands sind, und folglich ist ebenso unklar, was der Westen eigentlich plant.

Angeblich läuft seit Tagen die ukrainische Gegenoffensive, doch hat die Ukraine offenbar die Schlacht um Bakhmut verloren, was allerdings jetzt schnell zu einem „Erfolg“ erklärt wird, nachdem monatelang gesagt wurde, dass diese Schlacht entscheidend für den weiteren Verlauf des Kriegs sei. Gleichzeitig häufen sich die Angriffe auf russisches Territorium, zumeist ausgeführt vom „Russischen Freiwilligenkorps“ und der Legion „Freiheit Russlands“, die eine höchst ungute Mischung aus Anarchisten, Liberalen und vor allem Neonazis darstellen. Der Chef des „Russischen Freiwilligenkorps“ Denis Kapustin lebte längere Zeit in Deutschland und war hier in Neonazi-Kreisen unterwegs.

So durchgeknallt auch ein Dmitri Medwedew sein mag, der nun zum wiederholten Male mit dem III. Weltkrieg droht, so muss man festhalten, dass sich die Situation in der Ostukraine und der Grenzregion verselbständigt. Dass diese Entwicklung keinerlei Reaktionen im Westen hervorruft (bis auf die USA, die davor warnten, russisches Territorium anzugreifen, doch liefern auch die USA die Waffen für diese Angriffe und haben auf die Lage an der Front ebenso wenig Einfluss wie die übrigen westlichen Länder), ist bedenklich und ein weiteres Zeichen, dass sich offenbar alle Seiten stillschweigend darauf verständigt haben, diesen Krieg immer weiter eskalieren zu lassen. Erstaunlich, dass man es angesichts dieser Entwicklung in Europa immer noch nicht für nötig hält, eine Strategie zu diesem immer weiter eskalierenden Krieg zu entwickeln. Dadurch, dass der Westen weiter Milliarden und immer mehr Waffen in diesen Krieg pumpt, was offensichtlich nicht zu den gewünschten militärischen Ergebnissen führt, sorgt der Westen genauso für die weitere Eskalation wie der Schuldige an diesem Krieg Russland.

Wie schon bei den ersten beiden Weltkriegen wird auch der Ukraine-Krieg als „alternativlos“ bezeichnet und Ost und West sind in die kriegstypische Propaganda abgetaucht, bei der keine Information mehr stimmt und es nur noch darum geht, die von den Grünen so sehr befürchtete „Kriegsmüdigkeit“ zu verhindern. Wer da nicht mitmacht, wer gar gegen Krieg und für Verhandlungen ist, wird sofort als „Putin-Freund“ und „5. Kolonne“ diffamiert.

Die Vorstellung, die Ukraine könnte die russische Armee aus dem Donbass, von der Krim und aus anderen Teilen der Ostukraine vertreiben, ist unrealistisches und westliches Wunschdenken. Die Realitäten vor Ort sehen ganz anders aus und selbst die massive Aufrüstung durch die westlichen Partner wird nicht viel ändern, da Russland weiterhin mobilisieren kann und Waffen im Arsenal hat, deren Einsatz man sich nicht wünschen kann.

Es ist frustrierend, dass sich Europa von Washington und Kyiv am Nasenring durch die Manege führen lässt und willfährig alles erfüllt, was Biden und Selensky fordern. Fakt ist, dass der Westen nicht einmal seine eigenen Sanktionen konsequent durchzieht, Fakt ist, dass Putins Kriegskasse weiterhin vom Westen gefüllt wird und Fakt ist ebenfalls, dass Europa keine Ahnung hat, wie es mit dieser Situation umgehen soll. Die permanenten Siegesparolen klingen inzwischen hohl und die Weigerung, klare Ziele zu definieren und dann den Weg dahin zu zeichnen, ist seltsam. Vielleicht sollte man mal genauer hinschauen, wer eigentlich die Kriegsgewinnler sind und warum diese keinerlei Interesse daran haben, diesen Krieg mit allen Mitteln zu beenden. Dass Menschen wie Medwedew sich heute trauen, so abstruse Ideen wie die Aufteilung der Ukraine zwischen Russland und der EU vorzuschlagen, dann liegt das daran, dass niemand anderes ernsthafte Vorschläge macht, wie das Töten beendet werden kann. Und hinterher werden sich wieder alle fragen, wie es eigentlich so weit kommen konnte…

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