Dreikönigstreffen: Die Liberalen ziehen sich wie die Telekom an
Ob die Änderung der Parteifarben der FDP wieder die Wähler zutreibt, ist allerdings mehr als fraglich. Nur eine Alternative zur Alternative zu sein reicht nicht.

(WB) – Das traditionelle Dreikönigstreffen der FDP in Stuttgart hat eine Änderung hervorgebracht, die von der FDP selbst als kleine Revolution betrachtet wird, die Wähler aber wohl weniger beeindrucken wird. Zusätzlich zu den traditionellen Farben gelb und blau hat sich die FDP nun noch das Telekom-Magenta ins Logo eingebaut. Ob das reicht, in den Wettbewerb zur AfD zu treten?
Noch eine Änderung gibt es – die Liberalen wollen nicht mehr die Liberalen sein. Daher nennen sie sich ab sofort wieder „Freie Demokraten“, was zugegebenermaßen besser klingt. Doch wird man den Verdacht nicht los, dass in neuer Verpackung der alte Inhalt steckt.
Einen „radikalen Neustart in neuer Darreichungsform“ will Parteichef Christian Lindner bewerkstelligen. Was wohl eher gemeint ist, dürfte der verzweifelte letzte Versuch sein, die Wählerinnen und Wähler davon zu überzeugen, dass es irgendwo in der deutschen Parteienlandschaft noch einen Platz für die FDP gibt. Doch auch, wenn der charismatische Lindner eine starke Rede hielt, ist es immer noch schwierig, die FDP genau zu verorten. So ist sie für ein vereinfachtes Steuersystem (es gibt wohl keine Partei in Deutschland, die dies in den letzten Jahren nicht auch irgendwann gefordert hat – was vielleicht am allgemein zu komplizierten deutschen Steuersystem liegt…), dafür ist die FDP aber für das transatlantische Freihandelsabkommen TTIP (das sind CDU/CSU und SPD weitgehend auch) und man ist gegen den Solidaritätszuschlag.
Eine eher linke Position ist die Forderung nach mehr Investitionen ins Bildungssystem, wogegen niemand ernsthaft sein kann, aber auch dies ist nicht unbedingt ein Alleinstellungsmerkmal. Mehr Mut in der Entwicklung der digitalen Gesellschaft – das hätte auch im Programm der Piraten stehen können.
Und – in ihrer aktuellen Lage, nachdem die FDP praktisch aus allen Parlamenten geflogen ist, in denen sie mal war, kann sie relativ problemlos ein Sammelsurium aus „linken“ und „rechten“ Forderungen aufstellen – ein richtiges Profil will sich dabei noch nicht heraus kristallisieren.
Das Einzige, was sichtbar neu ist, ist die Farbe Magenta im Parteilogo. Die Farbe eines Großkonzerns. Prima. Wie man damit allerdings 5%-Hürden überspringt, wird Lindner seinen Mitgliedern noch mal gesondert erklären müssen.
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