Eigentlich müsste heute deutscher Nationalfeiertag sein…

Am 9. November 1989 wurde die Berliner Mauer zum Einsturz gebracht. Und die „friedliche Revolution“ hätte auch ganz anders verlaufen können...

Begegnung der 3. Art am Abend des 9. November 1989 zwischen Ost- und West-Grenzschützern. Foto: Raphaël Thiémard from Belgique / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 2.0

(KL) – Der deutsche Nationalfeiertag ist der 3. Oktober. Denn am 3. Oktober 1990 beschloss der Deutsche Bundestag im Bonner Wasserwerk, dem provisorischen Parlament der BRD, die Aufnahme der Länder der damaligen DDR in die Bundesrepublik Deutschland. Doch war dieser Verwaltungsakt nicht heroisch, sondern eben ein Verwaltungsakt. Bemerkenswert war jedoch der Abend des 9. November 1989, als sich die Bürger Ost-Berlins nicht mehr aufhalten ließen und soviel Druck ausübten, dass sich am Ende die Schlagbäume zwischen Ost und West öffneten.

Doch alles wäre anders verlaufen, wäre da nicht ein Offizier der DDR-Grenztruppen gewesen, ein gewisser Harald Jäger, der am Abend des 9. November 1989 am Berliner Grenzübergang Bornholmer Straße den Befehl ignorierte, die Grenze unter allen Umständen geschlossen zu halten und im Zweifelsfall von der Schußwaffe Gebrauch zu machen. Angesichts der Menschenmassen, die sich an diesem Grenzübergang drängten, setzte sich Harald Jäger über diesen Befehl hinweg und gab schließlich den Befehl, die Menschen über die Grenze zu lassen.

Innerhalb von Minuten begannen die „Mauerspechte“ im Westen damit, Löcher in die Mauer zu schlagen und diese Symbolik sollte sich rasend schnell bestätigen – die Berliner Mauer war gefallen, der Weg für die deutsche Vereinigung war offen.

Allerdings war dieser 9. November 1989 kein singuläres Ereignis. Bereits zwei Jahre lang wurde die Mauer in Frage gestellt. Ob durch die Opposition in der DDR, ob durch die zahlreichen Künstler, die in West-Berlin an der Mauer Konzerte gaben, bei denen die Laautsprecher in Richtung Osten ausgerichtet waren, ob durch den amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan, der seinen russischen Amtskollegen Mikhail Gorbatschow aufforderte „to tear down this wall“ – es hatte bereits mächtig gebrodelt an der deutsch-deutschen Grenze.

Jeder, der am Abend des 9. November 1989 an der Berliner Mauer war, ist ein Held. Denn nur ein einziges Fehlverhalten, ein einziger Fehler, hätte zu einem Blutbad führen können, das die Welt grundlegend verändert hätte. Insofern ist es schade, dass die Politik entschied, nicht etwa den Mut der Menschen und deren Streben nach Freiheit mit einem Nationalfeiertag zu ehren, sondern einen Verwaltungsakt.

Aber letztlich macht das nichts, denn im Gedächtnis der Menschen bleibt nicht etwa der 3. Oktober 1990, sondern der 9. November 1989. Schade, dass die Welt diese Gelegenheit nicht genutzt hat, sich eine neue, friedliche Ausrichtung zu geben. Das wäre die ideale Gelegenheit gewesen.

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