Ein Spiel für die Geschichtsbücher

Während die deutsche Nationalmannschaft kläglich 2:3 gegen die Türkei verlor, purzelten beim 14:0 der Franzosen gegen Gibraltar gleich reihenweise die Rekorde.

Das 14:0 von Nizza wird in die Geschichtsbücher eingehen... Foto: Burckhard Mücke / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – OK, für den Vizeweltmeister Frankreich ging es „nur“ gegen den UEFA-Zwerg Gibraltar, dem zwischen den Briten und den Spaniern umstrittenen Felsen in Südspanien, wo 30.000 Menschen leben, von denen gerade einmal 600 Amateur-Kicker in 22 Vereinen Fussball spielen. Gibraltar, das erst seit 2013 Mitglied der UEFA und seit 2016 der FIFA ist, jagt keinem Gegner Angst ein. Gibraltar hat auch noch kein einziges Spiel gewonnen und ist von 53 Teams in der EM-Qualifikation das einzige, das noch kein einziges Tor erzielt hat. Gegen Vizeweltmeister Frankreich sollte das auch so bleiben. Doch beim 14:0 der Franzosen in Nizza wurden reihenweise Rekorde für die Ewigkeit aufgestellt.

Noch nie konnte eine französische Nationalmannschaft ein Spiel mit 14:0 gewinnen, der bislang höchste Sieg gelang 1995 gegen Aserbaijdschan beim damaligen 10:0. Ebenfalls ein Rekord – das 7:0 zur Halbzeit. Noch nie erzielte eine französische Nationalmannschaft mehr Tore in einer Halbzeit. Und weil es so schön war, machte es die Equipe Tricolore in Halbzeit zwei gleich noch einmal.

Fast Rekord: Debütant Warren Zaïre-Emery erzielte als zweitjüngster Spieler im französischen Trikot aller Zeiten ein Tor. Mit 17 Jahren und acht Monaten ist der Spieler tatsächlich sehr jung und man muss schon tief in den Geschichtsbüchern graben, um einen noch jüngeren Torschützen Frankreichs zu finden. Das war vor 109 Jahren, also 1914, ein gewisser Maurice Gastiger bei einem 2:2 gegen die Schweiz, an das sich heute wohl die wenigsten erinnern werden… Dass Zaïre-Emery bei seinem Tor in der 16. Minute von Ethan Santos derart umgesäbelt wurde, dass er ausgewechselt werden musste, der Übeltäter dafür aber die Rote Karte sah, machte es für die Amateure aus Gibraltar auch nicht einfacher. Ethan Santos hatte übrigens bereits 10 Minuten vorher als Torschütze auf sich aufmerksam gemacht, allerdings nur mit einem Eigentor. Runde 80 Minuten zu zehnt gegen die athletisch und technisch haushoch überlegenen Franzosen spielen zu müssen, war kein Geschenk.

Auch nur fast ein Rekord: Das sensationelle Tor zum 12:0 durch Superstar Kylian M’Bappé, der aus rund 50 Metern abzog und passgenau traf. Und mit seinen 23 Jahren ist M’Bappé nur noch 10 Tore vom Titel des französischen Rekordtorschützen entfernt.

Noch ein Rekord: In dem Spiel schossen die Franzosen sagenhafte 39 Mal auf das Tor von Gibraltar und dabei wurden auch noch ein paar Tore wegen diesem und jenem nicht anerkannt. Das Ding hätte also durchaus auch noch höher ausgehen können.

Aber wenn wir es schon von Rekorden haben – einen weiteren Rekord mag man in Frankreich dann doch nicht so gerne erwähnen. Denn Frankreich ist das Team, das europaweit in der Geschichte die meisten Tore in einem Spiel kassiert hat. Nein, natürlich nicht gestern in Nizza, sondern 1908 bei einem sagenumwobenen 1:17 gegen Dänemark. Doch das dürfte der Equipe Tricolore heute nicht mehr passieren und auch, wenn Gibraltar nicht mehr als ein Sparringspartner war, so ist heute schon klar, dass der Weg zum EM-Titel nächstes Jahr in Deutschland nur über Frankreich führt, denn dieses Team ist absolute Weltspitze. Was man von Gastgeber Deutschland nach dem ernüchternden 2:3 gegen die Türkei wohl nicht mehr behaupten kann…

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste