Ein Straßburger gewinnt die Europa League

Kevin Gameiro, der bei Racing Straßburg das Kicken lernte, gewann gestern Abend mit dem FC Sevilla die Europa League. Und schoss dabei das entscheidende Tor.

Kevin Gameiro verwandelte gesten Abend den entscheidenden Elfmeter. Foto: Bruno Perrel / WIkimedia Commons

(KL) – Es war 23:31 Uhr, als Kevin Gameiro den Ball auf den Elfmeterpunkt legte, Anlauf nahm und das Leder entschlossen hoch in die Maschen jagte. Mit 4:2 gewann der FC Sevilla das Elfmeterschießen des Finales der Europa League 2013/14 gegen Benfica Lissabon, nachdem 120 Minuten lang kein Tor gefallen war. Mit diesem Tor gewinnt Kevin Gameiro einen wichtigen Titel – ein schöner Erfolg für den Spieler, der mit 14 Jahren ins Fußballinternat von Racing Straßburg kam und vom Elsass aus eine europäische Karriere startete.

Mit 18 Jahren eroberte Gameiro das Herz der Straßburger Fans – 2005, im UEFA-Cup-Spiel gegen Roter Stern Belgrad (doch, doch, man glaubt es kaum, aber Racing spielte 2005 im UEFA-Cup!) erzielte er nach einem 0:2-Rückstand noch zwei Tore zum 2:2-Endstand. 2007/08 stieg Racing wieder einmal aus der 1. Liga ab und Kevin Gameiro wurde für 3 Millionen Euro zum FC Lorient transferiert. Der Verkauf des talentiertesten Stürmers, den Racing in den letzten 15 Jahren hatte, brachte zwar etwas Geld in die Kassen, läutete aber gleichzeitig den sportlichen Niedergang von Racing ein.

In Lorient wurde Gameiro zweimal zweitbester Torschütze der französischen Liga und klopfte an die Tür der Equipe Tricolore. Daraufhin verpflichtete ihn Paris St.-Germain, wo er zwischen 2011 und 2013 in 59 Spielen 19 Tore erzielte. 2013 wechselte er dann zum FC Sevilla, wo er ebenfalls sehr erfolgreich ist – in 35 Spielen schoss er bereits 15 Tore. Zu denen sein wohl wichtigstes gestern Abend in Turin dazu kam.

Der Erfolg von Kevin Gameiro und der Absturz von Racing Straßburg sind zwei Dinge, die miteinander verbunden sind. Hätte sich der Verein damals nicht in sein verrücktes Chaos zwischen Präsidenten, Spekulanten, Halbwelt-Anwälten und anderen zwielichtigen Gestalten, die alle mit Racing einen schnellen Euro machen wollten, sondern um Talente wie Gameiro herum ein sportlich erfolgreiches Team aufgebaut, wäre Racing nicht bis in die Niederungen der 5. Liga abgstürzt.

Gleichzeitig zeigt die Karriere von Kevin Gameiro die Qualität der Straßburger Fußballschule, die heute gemeinsam mit den anderen professionellen Strukturen in der Meinau darauf wartet, dass Racing eines Tages wieder höherklassig spielt. Doch das klingt momentan nach einem frommen Wunsch. Denn zwei Spieltage vor Ende der Saison in der 3. französischen Liga (in die sich Racing inzwischen wieder hochgekämpft hatte), liegt Racing einen Punkt hinter dem rettenden Ufer und braucht viel Glück, um den Klassenerhalt zu schaffen.

Der Europapokalsieg von Kevin Gameiro gestern Abend ist der Beweis, dass es auch anders gegangen wäre. Wie schade.

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