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Beim zweiten „Lockdown“ in Frankreich ist vieles anders als beim ersten Mal zwischen März und Mai. Man merkt deutlich, dass das Vertrauen in den Staat langsam gegen Null geht. Wie das wohl weitergeht?

Ja, viele Türen bleiben momentan verschlossen. Vermutlich für eine lange Zeit... Foto: Kevin.B / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Dass Frankreich in der Zeit März bis Mai einen richtig harten „Lockdown“ erlebt hat, ist hinreichend bekannt. Erstaunlich war, wie klaglos die Französinnen und Franzosen dieses landesweite Eingesperrtsein damals ertrugen – es herrschte eine Art Konsens, dass wir uns dieser Situation eben unterwerfen müssen, wenn wir das tödliche Virus SARS-CoV-2 stoppen wollten. Also wanderten die Französinnen und Franzosen drei Monate lang ins häusliche Exil und ertrugen das, in dem Glauben, damit einen Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie zu leisten. Doch dieses Mal, beim zweiten „Lockdown“, ist alles anders.

So richtig glauben mag niemand, dass dieses Virus durch den erneuten, vierwöchigen „Lockdown“ besiegt werden kann. Nicht einmal diejenigen, die ihn verhängt haben. Momentan wird vor allem darüber diskutiert, ob dieser neue „Lockdown“ bis Januar oder gleich bis Februar andauern wird und ob es danach, wie es der Wissenschaftliche Beirat der französischen Regierung angekündigt hat, eine dritte, vierte oder gar fünfte „Welle“ geben wird. Erste für 2020 geplante Projekte sind bereits auf 2022 verschoben worden, weil viele nicht glauben, dass diese Krise 2021 beendet werden kann.

Dazu herrscht unglaubliches Chaos zwischen den verschiedenen Ebenen von Politik und Verwaltung. So ist beispielsweise immer noch nicht geklärt, ob und unter welchen Umständen Elsässer im benachbarten Baden einkaufen können, ja selbst ob es gestattet ist, mit der Tram in ein entfernteres Einkaufszentrum zu fahren. Angesichts der wirtschaftlichen Probleme in der Folge der viralen Krise ist die Frage nicht unerheblich, wo und zu welchen Preisen man einkaufen kann. Eine entsprechende Anfrage von Eurojournalist(e) an die Präfektur wurde knapp mit „Wir antworten Ihnen innerhalb der nächsten 5 Tage“ beantwortet. Da niemand so richtig durchblickt, bleibt eben alles ziemlich schwammig und so lange die Situation unklar ist, kann sich nur einer die Hände reiben – das Virus. Doch fairerweise muss man auch diese Frage stellen – wären Sie gerade gerne Präsident und hätten die Entscheidungen zu treffen? Eben…

In der Zwischenzeit verhalten sich viele Menschen so, als gäbe es den „Lockdown“ nicht. Tagsüber sind viele Menschen in der Stadt unterwegs, jeder und jede hat einen guten Grund diesen „Lockdown“ zu unterlaufen und so kommt es, dass die Infektionszahlen weiter explodieren. Das hat ziemlich viel damit zu tun, dass kaum noch jemand einer Regierung traut, die bisher diese Krise schlechter als andere Länder gemanagt hat. Nur – Präsident Macron sind die Topleute ausgegangen. Nach der xten Regierungsumbildung ist nun Premierminister Jean Castex mit der Organisation des zweiten „Lockdowns“ beauftragt, nachdem er bereits das Ende des ersten „Lockdowns“ versemmelt hat. Schön, dass solche Leute eine zweite Chance bekommen, doch wäre es vielleicht sinnvoller gewesen, Experten mit dem Handling dieser Situation zu betrauen.

Wie es weitergeht, steht in den Sternen. Klar scheint nur, dass dieser zweite „Lockdown“ Anfang Dezember nicht vorbei sein wird, im Gegenteil. Da die anvisierten Zahlen (Macron hat als Zielwert eine Reduktion der täglichen Neuinfektionen von 5000 angegeben, momentan liegen die Zahlen rund zehnmal höher) bis dahin kaum erreicht werden können, da Europa im Gegenteil gerade erst auf den Höhepunkt dieser zweiten Welle zusteuert, scheint klar zu sein, dass die Maßnahmen Anfang Dezember eher noch verschärft werden. Wir werden es gemeinsam erleben. Bis dahin – Nerven bewahren und nicht in die allgemeine Depression verfallen, die gerade an jeder Ecke lauert… Keep on truckin‘!

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