Europa: Nicht abschaffen, sondern verbessern!

Europa ist der ideale Sündenbock für alles und jeden. Dabei vergisst man aber gerne, dass das Leben in Europa ohne die europäischen Institutionen weitaus schwieriger wäre.

Solange in Straßburg die Fahnen Europas wehen, sind noch alle Hoffnungen erlaubt. Foto: © Kai Littmann

(KL) – Natürlich gibt Europa viel Anlass zu Kritik. Natürlich muss Europa in vielen Bereichen verbessert werden. Natürlich ist der Lobbyisten-Sumpf in Brüssel eine echte Gefahr für die europäische Demokratie. Doch dies als Vorwand zu nutzen, um Stimmung für einen Austritt aus der EU und dem Euro zu machen, wie es gerade Formationen wie der Front National oder ein Geerd Wilders in den Niederlanden tun, zeugt von massiver Unkenntnis Europas und der Geschichte unseres Kontinents.

In Europa wissen wir, was passiert, wenn man die Geschicke Extremisten überlässt. Denen, die Hass, Ausgrenzung und einen sinnlos überhöhten Nationalismus predigen. Dabei ist gerade die deutsch-französische Beziehung das beste Beispiel dafür, wie Europa wirkt. Jahrhunderte lang wurde ständig und in wechselnden Allianzen zwischen Deutschland und Frankreich gekämpft. Es ist genau 100 Jahre her, da lernten deutsche Schulkinder, dass Frankreich „der Erbfeind“ ist. Heute sind beide Länder die Motoren Europas, einer Friedensgemeinschaft, eines Garanten dafür, dass dieses Elend nicht erneut zwischen die Länder Europas kommt.

Bei aller Imperfektion muss man fair bleiben – Europa hat für seine 500 Millionen Bürgerinnen und Bürger bereits viel erreicht, auch, wenn das meiste noch zu erreichen bleibt. Dass wir heute nicht mehr über Grenzen fahren, an denen jeder Ausländer wie in den USA als „Alien“ angeschaut wird, dass wir nicht mehr mit fünf Portemonnaies durch Europa reisen müssen, dass wir einheitliche Richtlinien für den Verbraucherschutz haben, auch das ist Europa.

Aber Europa kann noch viel mehr und wir müssen das den Europapolitikern mit auf den Weg geben – indem wir den Mut haben, für Kandidaten zu stimmen, die eine europäische Vision verteidigen. Bei der Europawahl 2014 stehen wir tatsächlich vor der Wahl, welchen Weg Europa einschlagen soll. Wollen wir das Europa der Großkonzerne, die am liebsten mit den Großkonzernen der USA kuscheln würden, das Europa der Banken und der Finanzmärkte, das den Süden Europas ausblutet oder aber wollen wir das Europa der Solidarität, des Ausgleichs, der Werte, der Freiheit und der Menschen? Zu befürchten steht, dass die meisten das zweite Europa wollen, aber ihre Stimme denen geben, die das erste Europa zu verantworten haben.

Nur eines ist wichtig am nächsten Wochenende – wählen gehen! Auch, wenn immer mehr Gruppierungen zu einem Boykott der Europawahl aufrufen, so ist jede nicht abgegebene Stimme eine Stimme für die Feinde eines demokratischen Europas, für diejenigen, die mitten in Europa Glaubenskriege anzetteln wollen, für diejenigen, deren Programm dem rheinischen Humanismus diametral entgegen steht.

Diejenigen, die heute das Ende Europas fordern, sind auch diejenigen, die morgen Feuer an das europäische Haus legen werden. Die richtige Antwort auf die Probleme Europas ist nicht, dieses kontinentale Friedenswerk zu zerbrechen, sondern es zu verbessern. Und Sie können am Wochenende entscheiden, wem Sie zutrauen, das Europa der Menschen tatsächlich zu verbessern. Nutzen Sie Ihre Stimme. Sorgen Sie mit Ihren Freunden in 27 anderen europäischen Ländern dafür, dass die Brandstifter in Europa kein Gewicht bekommen!

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