Festival Augenblick – der Eurojournalist(e)-Tagestipp

Heute – „Die Anhörung“. Mit diesem Film endet die 19. Ausgabe des Festivals Augenblick. Ein Film von Lisa Gerig, der Fragen stellt, die wohl in dieser Form noch niemand gestellt hat.

"Die Anhörung" von Lisa Gerig zeigt auf bedrückende Weise auf, wie sich ein Asylverfahren auf beiden Seiten des Schreibtischs anfühlt... Foto: Festival Augenblick

(KL) – Mit „Die Anhörung“ endet die 19. Ausgabe des Festivals Augenblick, das drei Wochen lang den deutschsprachigen Film ins ganze Elsass gebracht hat. Die Schweizer Filmschaffende (sie „nur“ als Regisseurin zu bezeichnen wird diesem Multitalent nicht gerecht…) hat einen unter die Haut gehenden Film geschaffen, der aufzeigt, unter welchem teils unmenschlichen Druck Asylbewerber stehen, wenn über ihre jeweiligen Anträge entschieden wird. Auch hier stellt sich der Betrachter die Frage, wie man sich selbst in einer solchen, existentiellen Situation verhalten würde.

Im Rahmen einer Untersuchung über die Gründe ihrer Ausreise rollen vier abgewiesene Asylbewerber ihre zurückliegende Anhörung erneut auf und beleuchten dabei die Gewalt, die einem Asylverfahren innewohnt. Wird es den befragten Personen dieses Mal gelingen, ihre traumatischen Erfahrungen so zu beschreiben, dass sie den offiziellen Kriterien entsprechen? Der Film macht spürbar, wie heikel, komplex und schwierig die Position des Befragten ist und stellt damit das Asylverfahren an sich in Frage. Doch damit nicht alles. Mithilfe eines Rollentauschs zwischen den Fragestellern und den Befragten wird den Asylbewerbern die Zeit gewährt, ihrerseits die Beamten der Schweizer Verwaltung zu befragen. Was bedeutet es für sie, „auf der anderen Seite“ zu stehen und die Macht zu besitzen, über das Schicksal des anderen zu entscheiden? Ein völlig neuartiger Ansatz.

Für die Betroffenen ist die Frage ihres Asyls häufig eine Frage des Überlebens. Der nüchterne Verwaltungsansatz dieser Verfahren ist entsetzlich und das Verhalten derjenigen, die faktisch die Macht über Leben und Tod haben, zeigt, dass die Beamten hinter ihren Schreibtischen ihre eigene Rolle und ihr eigenes Verhalten zumeist nur wenig oder gar nicht hinterfragen.

Und so enden nun drei Wochen deutschsprachiger Kultur, mit Filmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Und kaum ist die 19. Ausgabe vorbei, werden die Macherinnen dieses Festivals anfangen, die 20. Ausgabe vorzubereiten…

Vorstellung „Die Anhörung“:

Sonntag, 26. November, 17h30, Cinéma Bel Air – Mulhouse

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