„foodwatch“ reicht Klage gegen ALDI ein

Die NGO „foodwatch“ verklagt ALDI wegen irreführender Werbung. LIDL hat das gerade noch vermieden. Es geht um Werbung, in der suggeriert wird, die Discounter würden sich gegen das massenhafte Töten von Küken engagieren.

Süss, gell? Doch männliche Küken landen direkt nach dem Schlüpfen im Schredder... Foto: Xocolatl / Wikimedia Commons / PD

(KL/PM) – Die Werbenachricht, mit der die führenden Discounter ALDI und LIDL ihrer Kundschaft mitteilten, dass man sich nun gegen das Kükentöten engagiere, klang toll: „Als erster Lebensmittelhändler beendet ALDI das Kükentöten“, verkündete das Unternehmen und da wollte auch LIDL nicht zurückstehen und erklärte in einem Prospekt, man wolle nun „mit dem Kükentöten Schluss machen“, denn man habe ja ein Herz für Küken. Das Ganze hübsch verpackt mit Bildern flauschiger Küken, einfach süß. Man will eben nett sein. Einziges Problem: Weder ALDI noch LIDL haben mit dem Küken-Schreddern aufgehört. Also landen männliche Küken, die wirtschaftlich als „nutzlos“ betrachtet werden, nach dem Schlüpfen weiter millionenweise im Schredder.

Die Charme-Offensive für kleine, knuffelige Küken klingt toll, doch was beide Discounter in ihrer Werbung nicht sagten, ist dass sie keineswegs mit dem Kükentöten aufhören und dies auch nur in einem ganz kleinen Teilbereich vorhaben und das auch nicht vor 2022. Aldi und Lidl wollen das Kükentöten (vielleicht) nur in dem Teilbereich beenden, in dem es um die als Schaleneier verkauften Eier geht – nicht aber um die Eier, die in den (wesentlich größeren) Bereichen der Lebensmittel wie Nudeln, Backwaren oder Fertiggerichten verwendet werden. Dabei steckt rund jedes zweite in Deutschland konsumierte Ei in solcher Weise verarbeiteten Lebensmitteln. Die Discounter wollen das Kükentöten also keinesfalls grundsätzlich, sondern nur für einen Teil ihres Sortiments beenden. Dazu ist mit dem Kükentöten keineswegs „jetzt Schluss“, sondern Aldi und Lidl haben lediglich das Ziel ausgegeben, bis 2022 das Schaleneier-Sortiment umzustellen.

Doch mit solch irreführender Werbung sind die beiden Discounter bei der NGO „foodwatch“ genau an der richtigen Adresse! „foodwatch“ hat beide Konzerne abgemahnt, woraufhin LIDL einen schnellen Rückzieher macht, die irreführende Werbung stoppte und durch Christof Mross, den Geschäftsführer Einkauf der LIDL-Gruppe Deutschland erklärte: „Wir bestätigen Ihnen, dass LIDL die von Ihnen monierte Werbung nicht mehr verwendet.“ ALDI ist da schon etwas starrköpfiger und lässt es nun auf einen Prozess ankommen.

Aber warum kritisiert „foodwatch“ das Kükentöten? Das Schreddern frisch geschlüpfter männlicher Küken ist ein tägliches Gemetzel in Deutschlands Kükenfarmen. Laut Bundesagrarministerium werden in Deutschland jährlich etwa 45 Millionen männliche Küken kurz nach dem Schlüpfen getötet, weil sie keine Eier legen und als auf maximale Legeleistung gezüchtete Rasse kaum Fleisch ansetzen – also wirtschaftlich wertlos sind. Das Kükentöten ist ein Symptom eines die Tiere krank machenden Agrarsystems, das grundlegend verändert werden muss. Denn das eigentliche Problem sind die einseitig hochgezüchteten Hühnerrassen: Die auf maximale Legeleistung getrimmten Hennen produzieren wie am Fließband Eier – und leiden dabei oft unter Schmerzen und Knochenbrüchen, weil ihnen die vielen Eier das Kalzium für den eigenen Skelettbau entziehen. Und die Aufzucht der „Bruderhähne“ lohnt wirtschaftlich nicht, weil die Hähne der Legehühner kaum Fleisch ansetzen. Masthühner wiederum sind nur darauf gezüchtet, möglichst schnell Fleisch anzusetzen und können körperlich der enormen Geschwindigkeit ihrer Gewichtszunahme nicht standhalten – schlachtreif in 35 Tagen, nach einem Leben voller Schmerzen.

In der Hühnerhaltung muss deshalb grundsätzlich umgesteuert werden. „foodwatch“ fordert, auf andere Hühnerrassen zu setzen und verlangt gesetzliche Vorgaben, die dafür sorgen, dass der Gesundheitszustand in jedem Tierhaltungsbetrieb genau erfasst und ausgewertet werden muss. Verbraucher und Verbraucherinnen haben ein Recht darauf, dass sie keine Eier von kranken und teils unter massiven Schmerzen leidenden Hühnern konsumieren müssen – egal, ob die Eier nun als Schaleneier verkauft werden oder in verarbeiteten Produkten landen. Und „foodwatch“ erinnert daran, dass Verbraucherinnen und Verbraucher die Macht haben, auch die größten Discounter durch ihr Kaufverhalten unter Druck zu setzen. Denn immerhin kann man Eier ja auch auf dem Markt kaufen, von kleinen, regionalen Erzeugern.

Gut, dass es NGOs wie „foodwatch“ gibt, die darauf achten, dass wir von der Werbung nicht permanent für dumm verkauft werden. Und Sie können „foodwatch“ unterstützen! Alles Nähere dazu erfahren Sie, wenn Sie HIER KLICKEN!

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