Frauenpower in Sankt Märgen – auch das ist Europa!

Wie die Landfrauen in Sankt Märgen ein Baudenkmal aus dem 18. Jahrhundert retteten und gleichzeitig 20 frauengerechte Arbeitsplätze schafften – mit europäischer Hilfe.

Hier in Sankt Märgen ist mit europäischer Unterstützung ein großartiges Projekt entstanden. Foto: Eurojournalist(e)

(KL) – Nein, Europa finanziert nicht nur die korrupten Finanzmärkte, nein, Europa macht mehr als nur Versorgungspöstchen für abgehalfterte Politiker zu schaffen, nein, Europa beschränkt sich nicht nur darauf, die Maschengröße für portugiesische Muschelfischer zu reglementieren. Europa macht auch Sinnvolles. Wie man unschwer im Schwarzwalddorf Sankt Märgen erkennt.

Alles begann im Jahr 2004. Im Ortskern von Sankt Märgen stand die „Goldene Krone“, ein Gasthaus aus dem Jahr 1757 (da waren es noch 32 Jahre bis zur Französischen Revolution…) und dieses historische Gebäude sollte abgerissen werden. Fieberhaft suchte man in Sankt Märgen nach einem Pächter, doch niemand wollte die „Goldene Krone“ übernehmen. Also entschlossen sich die Landfrauen, die Sache in die Hand zu nehmen. Mit Unterstützung des Landes Baden-Württemberg und der Europäischen Union organisierten die Landfrauen einen Café-Betrieb, der ganz anders ist, als man es aus vielen „Touristenfallen“ im Schwarzwald gewohnt ist.

Statt auf Gewinnmaximierung hin zu arbeiten, wollten die Landfrauen möglichst viele Arbeitsplätze für Frauen aus der Region schaffen, Arbeitsplätze, die auf die Bedürfnisse von Frauen im ländlichen Raum ausgerichtet sind. Hier müssen sich die Frauen keine Sorgen machen, ob die Arbeitszeiten mit den Kindergartenzeiten oder dem Schulbusfahrplan kompatibel sind – die Arbeit passt sich den Bedürfnissen der Frauen an, die ihrerseits mit einer unglaublichen Motivation zur Sache gehen.

Trotz relativ kurzer Öffnungszeiten wurde die „Goldene Krone“ in Sankt Märgen schnell zu einem Geheimtipp, dann zu einem Publikumsmagneten. Inzwischen ist die „Goldene Krone“ eine Genossenschaft, die mit dem Motto „Unsere ‚Gewinne’ sind die geschaffenen Arbeitsplätze, der Erhalt und die Wiederbelebung der ‚Goldenen Krone’ und der Beitrag als Wirtschaftsfaktor für die Region.“ Hut ab!

In der Küche herrscht das Regionalprinzip. Mit der mutigen Ansage „wir erklären dem Fastfood den Kampf“ setzen die Landfrauen konsequent auf regionale Produkte aus biologischem Anbau, unterstützen somit auch die regionale Bio-Wirtschaft und bieten gleichzeitig ihren Gästen eine ausgewogene, gesunde und vor allem leckere Karte. Kein Wunder, dass man auf dem Parkplatz auch Nummernschilder aus den Nachbarregionen in Frankreich und der Schweiz sieht.

In einem kleinen Laden in der „Goldenen Krone“ bekommt man allerlei regionale Spezialitäten und was in der gemütlichen Gaststube (die bereits wenige Minuten nach der Öffnung voll besetzt ist) serviert wird, ist einfach klasse. Deftig kommt der „Käsemichel“ daher, eine mit Butter-Quark-Teig überbackene Spezialität aus regionalem Bio-Weichkäse, die nicht nur toll schmeckt und aussieht, sondern inzwischen sogar als Marke geschützt ist. Und weil Sie jetzt schon bis hier gelesen haben, bekommen Sie auch einen Geheimtipp: Die Buchweizentorte mit Holunder ist so gut, dass man dafür auch zu Fuß herkommen könnte.

Wie schön zu sehen, dass europäisches Geld auch einmal sinnvoll eingesetzt wird. In diesem selbst verwalteten Projekt entstehen Arbeitsplätze, die der Lebenssituation der Frauen im ländlichen Raum entsprechen, hier geht es nicht um den schnöden Mammon, sondern um die Identifikation mit der eigenen Region, hier sorgt man sich darum, was man dem Gast vorsetzen kann. Eine runde Sache, die den Umweg über Sankt Märgen alleine schon rechtfertigt.

Weitere Informationen zur „Goldenen Krone“ in Sankt Märgen gibt es hier: www.cafe-goldene-krone.de.

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