Grußworte, die wir gerne bekommen hätten (3)

Der französische Präsident François Hollande denkt an Deutschland und die Zukunft der großartigen Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern. Nett.

Mit besten Wünschen... tschüss, Präsident Hollande... Foto: Matthieu Riegler / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Auch für François Hollande, den französischen Präsidenten, den Angela Merkel liebevoll „Franzl“ nennt, wenn die beiden alleine sind, war das Jahr 2016 heftig. Auf die Rekorde, die er in diesem Jahr gebrochen hat, hätte er wohl gerne verzichtet. Vor allem auf den, der unbeliebteste Präsident der gesamten V. Republik gewesen zu sein.

Chers Leserinnen und Leser von Eurojournalist(e),

Zum Jahreswechsel liegt es mir besonders am Herzen, Ihnen allen ein gutes, gesundes und glückliches neues Jahr zu wünschen. Und gleichzeitig die Gelegenheit zu nutzen, mich von Ihnen zu verabschieden. Denn wie Sie wissen, verzichte ich auf eine erneute Kandidatur für das Präsidentenamt bei den Wahlen im kommenden Jahr. 13 % Zustimmung für meine Politik waren nicht gerade ermutigend, mich in den nächsten Wahlkampf zu stürzen. Also danke ich ab und werde meine Rente auf Sankt Helena verbringen, um dort noch das eine oder andere Buch zu schreiben, wie beispielsweise „Von Ségolène Royal über Valérie Trierweiler zu Juliette Gayot – Liebe im Elysee-Palast“. Aber bis dahin ist noch ein wenig Zeit.

Meine Landsleute haben mich leider während meiner Zeit als Präsident nicht verstanden. Sie mochten mich nicht. Man nannte mich „Flamby“ nach einem berühmten französischen Wackelpudding und irgendwie wurden wir nicht richtig miteinander warm, die Franzosen und ich. Wie gerne wäre ich „Vati“ gewesen, so, wie Sie in Deutschland „Mutti“ haben! Aber genug der Konjunktive.

Ich weiß, liebe Freunde, dass Sie am Oberrhein darauf warten, dass das Atomkraftwerk Fessenheim geschlossen wird. Aber sehen Sie, es wird nicht geschlossen werden. Ségolène Royal will das nicht und sie ist Umweltministerin und eng mit einem hohen Tier beim Betreiber EdF liiert und deswegen geht das eben nicht. Vergessen Sie nicht, dass Ségolène die Mutter meiner vier Kinder ist – was glauben Sie, was in unserer munteren Patchwork-Familie los ist, wenn ich Ségo derartig auf die Füße treten würde. Blöd für Sie am Oberrhein, dass es nichts mit Fessenheim wird, aber ich glaube, Ségo hat eine Wette abgeschlossen, wie lange Fessenheim laufen kann, bis es hoch geht. Das würde nämlich auch den Ärger mit den elssäsischen Autonomisten nachhaltig lösen – wenn Fessenheim explodiert, braucht sich erstmal niemand mehr Gedanken um die „elsässische Identität“ zu machen. Für die Freunde in Baden und der Schweiz ist das, zugegeben, nicht so toll, aber ich bin schließlich Präsident Frankreichs und nicht von Baden oder der Schweiz. Und kommen Sie mir nicht mit „das hatten Sie aber vor der Wahl versprochen, dass Fessenheim geschlossen wird“ – wen interessieren 2017 noch Versprechen von 2012?

Dafür wird 2017 alles viel besser werden, für uns in Frankreich und für Sie in Deutschland, denn – die deutsch-französischen Beziehungen werden sich deutlich verbessern und erwärmen. Doch, doch, das ist mein großes Ziel für die letzten drei Monaten meiner Amtszeit – ich werde den Motor Europas, die Achse Paris-Berlin, mit neuer Dynamik behauchen und alles wird gut. Bestimmt. Wir planen bereits, in den nächsten zwei Monaten darüber nachzudenken, wie wir das anstellen wollen.

Es war schön mit Ihnen, es war schön Präsident zu sein und ich werde diese Erfahrung nie vergessen. Und daher hebe ich mein Glas Champagner auf Ihre Gesundheit, auf Liebe, Glück und Frieden und darauf, dass unsere Länder weniger Terror erleiden müssen. Auch, wenn das die einzigen Gelegenheiten waren, bei denen ich wirklich staatsmännisch brillieren konnte.

A votre santé, vive la France, vive l’Allemagne, vivre l’Europe !

Votre dévoué

François Hollande

1 Kommentar zu Grußworte, die wir gerne bekommen hätten (3)

  1. HEMMERLÉ Pierre // 10. Januar 2018 um 19:47 // Antworten

    Ach ! Das Volk braucht doch ein Führer. Et ce n’était pas plus un baisouilleur que Charlemagne ou François 1er.

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