Horsti hatte eine tolle Idee

Mit seiner bislang besten Idee überraschte Horst Seehofer die Republik am Wochenende – er wollte zurücktreten. Schade, dass Horsti es sich anders überlegt hat; ein Rücktritt wäre kein Fehler gewesen…

Time to say goodbye... Horst Seehofer winkt nach ganz rechts... Foto: Harald Bischoff / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Es ist schon blöd, wenn man seinen Rücktritt androht und die Menschen diese Drohung nicht als Drohung, sondern geradezu als Wohltat empfinden. Vermutlich hatte Horst Seehofer damit gerechnet, dass die Republik angesichts seiner Drohung in lautes Wehklagen ausbrechen würde, vor lauter Angst, ohne den Heimatminister würde das Abendland seinem Ende entgegen blicken. Doch bis auf die Taktiker in der CSU und in der CDU fanden eigentlich alle seine Ankündigung prima. Und dann? Dann überlegte es sich Horsti wieder anders und verkündete salbungsvoll, er würde auch weiterhin das Ministerium des Inneren, Bau und Heimat leiten. Schade.

Mit seinen 67 Jahren eignet sich Horst Seehofer nicht mehr so richtig für die Rolle des jugendlichen Hoffnungsträgers, aber für Lausbubenstreiche reicht es allemal bei ihm. Wie sein letzter Streich, als er versuchte, die Bundeskanzlerin, die Bundesrepublik und auch ein wenig Europa zu erpressen, damit er künftig im Alleingang und nach eigenen Regeln Flüchtlinge an der bayrischen Grenze zurückweisen kann. Aber warum will Horsti das unbedingt?

Sich gegenüber Flüchtlingen garstig zu benehmen, das ist der Plan von Horst Seehofer, mit dem er hofft, der rechts von seiner CSU (doch, doch, das geht!) verorteten AfD Stimmen abzujagen. Das Gegenteil wird allerdings der Fall sein, denn die bayrischen Wählerinnen und Wähler sind nicht so doof wie Horsti denkt. Nachdem er sich so verantwortungslos gegenüber Land und Regierung gezeigt hat, steht er nicht etwa als der „bayrische Fels in der Brandung“ da, sondern als selbstherrlicher Unruhestifter und unchristlicher Ausländerfeind. Wer nun in Bayern eine Neigung zum Ausländerhass verspürt, der wird nun allerdings nicht den manchmal wirr wirkenden Seehofer wählen, sondern eben das Original, die AfD. Insofern hat sich Horsti einen Bärendienst erwiesen: Er hat die kruden Thesen der AfD noch ein wenig hoffähiger gemacht, was den Rechtsextremen noch mehr Stimmen bringen wird.

Der frisch von seinem Rücktritt zurückgetretene Heimatminister im Rentenalter ist nun nicht zum Helden geworden, sondern zum Symbol dafür, was in der Politik nicht stimmt. Verschrobene und dickköpfige Eigenbrödler, die mehr persönliche als staatstragende Interessen vertreten, das sind Auslaufmodelle.

Und irgendwie hat Horsti noch gar nicht so richtig mitbekommen, dass er in Bayern aus dem Ministerpräsidentensessel weggemobbt wurde und dass es viele sehr gerne gesehen hätten, wäre er tatsächlich zurückgetreten. Warum nur ist die zweite Reihe der CSU nicht auf den Zug gesprungen und hat einfach dankbar seinen Rücktritt angenommen? Damit wäre die CDU/CSU ebenso gesichert gewesen wie die Koalition mit der SPD und der Weg der CSU hin zu einer Erneuerung hätte sich öffnen können.

Nun muss Horsti dem Herbst entgegenzittern, wenn die Bayern ihre neue Freistaat-Regierung wählen. Statt sich wie immer mit der SPD herumzuschlagen, muss die CSU nun vor der AfD zittern, die Horsti ohne Not stärker gemacht hat. Vielleicht sollte man sich dann doch einmal Gedanken darüber machen, ob man politische Mandate nicht mit einer Altersgrenze versieht. Politiker wie Horst Seehofer, die offensichtlich Probleme haben, eine sich schnell ändernde Welt richtig zu verstehen, sollten keine Staatsämter bekleiden, sondern auf einer Alm in den Alpen ihren Enkeln beim Spielen zuschauen. So ärgerlich das ist – Horst Seehofer hat die Bundesrepublik noch ein wenig weiter nach rechts gerückt und damit den Aufstieg der AfD weiter befördert. Wann endlich werden es die Traditionsparteien endlich begreifen, dass man die AfD und deren ausländerfeindlichen Neonationalismus nicht dadurch bekämpft, dass man ihre wüsten Ideen übernimmt?

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