Irgendwie ist es immer das gleiche…

Der französische Bildungsminister Jean-Michel Blanquer hat angekündigt, 1800 Stellen in der Schulbehörde einsparen zu wollen. Na klar, es gibt ja auch Wikipedia.

Im schulischen Bereich sollten Stellen geschaffen statt gestrichen werden... Foto: Weblibas / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Man hat die salbungsvollen Sprüche aus den letzten Wahlkämpfen noch in den Ohren: „Wir werden uns um die Bildung kümmern, denn eine gut ausgebildete Jugend ist die Versicherung für die Zukunft!“. Und klar, das hören alle gerne. Chancengleichheit, in die Jugend investieren, zukunftsorientiert agieren – alles klasse. Weniger klasse ist, dass der Minister die Streichung von 1800 Stellen in der „Education Nationale“ angekündigt hat.

„Die Stellenstreichungen betreffen ausschließlich die Verwaltung und die ‘zweite Ebene’“, rechtfertigte sich Jean-Michel Blanquer. Und Stundenausfälle soll es schon gar nicht geben, das könne man „durch Überstunden“ auffangen. Wie bitte? Die französische Bildungspolitik soll künftig auf einem überarbeiteten Mitarbeiterstab aufbauen, falls dieser bereit ist, Überstunden zu leisten?

Der Graben zwischen Regierung und Bevölkerung wird immer größer. Programme gegen die Armut (eine Studie zeigte letzte Woche auf, dass 9 Millionen Franzosen unterhalb der Armutsgrenze leben!) werden durch die Kürzung anderer Sozialleistungen finanziert; Steuergeschenke an Superreiche werden solidarisch von allen Bürgerinnen und Bürgern getragen; die Regierung trifft reichlich viele Entscheidungen gegen den Willen der Menschen und nun auch noch das.

Soviele prügelnde und sich als Polizisten ausgebende Leibwächter wie Benalla hat Präsident Macron allerdings nicht und von denen bräuchte er einige, um die Sachthemen in den Medien durch Regenbogenpresse-Trallala zu ersetzen. Die Franzosen schauen ihrer neuen Regierung immer schärfer auf die Finger und je genauer man hinschaut, desto eher erkennt man das Dilemma. Ja, Emmanuel Macron hat es heldenhaft geschafft, das politische Establishment einzuebnen. Schade nur, dass er keinen Plan hatte und hat, was danach kommen soll.

Jeder weiß das aus dem täglichen Leben: Es ist immer einfacher, etwas kaputt zu machen als etwas zu bauen. Diese Erfahrung macht gerade Emmanuel Macron, bei dem sich immer mehr herausstellt, dass seine Berater nicht allzuviel taugen, denn offenbar traut sich niemand mehr, „Jupiter“ reinen Wein einzuschenken.

Einschnitte ins Bildungswesen sind langfristig betrachtet die teuersten Einsparungen, die man vornehmen kann: Gewiss, im kommenden Jahr soll der Bildungshaushalt um ein paar hundert Millionen Euro aufgestockt werden, doch sind keine Einstellungen vorgesehen: Das „investieren in die Bildung und damit in die Jugend und damit in die Zukunft des Landes“ ist leider wieder einmal ausgefallen.

Vielleicht sollte die französische Regierung einfach mal eine Woche in Klausur gehen und sich überlegen, wie sie Frankreich künftig regieren will. Das aktuelle Patchwork erinnert stark an die letzten 12 Monate der Amtszeit von Präsident Hollande, als plötzlich hektisch etwas gebastelt werden musste, um eine Bilanz für die Wahlen vorlegen zu können. Heraus kam dabei die Gebietsreform, gegen die immer noch viele Franzosen (und nicht nur im Elsass) Sturm laufen. Wenn sich das “Team Macron“ nicht schnell sinnvolle Ziele setzt, wird es ihm ebenso ergehen wie seinen beiden Vorgängern Hollande und Sarkozy. Die „schöne neue Welt“ von Emmanuel Macron fällt wohl leider ins Wasser. Dafür nimmt diejenige von Aldous Huxley immer bedrohlichere Züge an.

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste