(Summer special 2022) – Mali wirft Frankreichs Botschafter aus dem Land

Seit der Machtübernahme durch das Militär im Sommer 2020 haben sich die Beziehungen zwischen Mali und Frankreich rapide verschlechtert. Nun wird Botschafter Joël Meyer des Landes verwiesen.

Endet mit dem Rauswurf des französischen Botschafters aus Mali auch die "Operation Barkhane"? Foto: France 3 Grand Est / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

Erstaunlich – Mali hat den französischen Botschafter ausgewiesen und sich dann vertrauensvoll in die Hände der russischen Wagner-Söldner begeben. Seitdem herrscht in Mali das absolute Chaos.

(KL) – Tausende französische Soldaten sind seit 2014 an der „Operation Barkhane“ beteiligt, doch was die malische Regierung zuvor als willkommene Hilfe gegen die islamistischen Terrorgruppen von Boko Haram betrachtet, ist heute in Mali nicht mehr angesagt. Der französische Botschafter Joël Meyer wurde ins malische Außenministerium zitiert, wo man ihm mitteilte, dass er das Land innerhalb von 72 Stunden verlassen müsse. Die künftige französische Strategie in Mali und der angrenzenden Sahelzone wird komplett überdacht werden müssen.

Wie alle französischen Militäreinsätze in den ehemaligen afrikanischen Kolonien wird auch der Einsatz in Mali regelmäßig hinterfragt. Geht es dort wirklich um den „Kampf gegen den Terrorismus“ (bis heute ist kein von einem malischen Terroristen verübter Anschlag in Frankreich bekannt) oder geht es eher um den Schutz konkreter wirtschaftlicher Interessen Frankreichs in Mali?

So oder so, mitten hinein in die Überlegungen, ob man nicht die Truppenstärke in Mali drastisch reduzieren soll, da die Präsenz des französischen Militärs immer öfter zu massiven Protesten führt, kommt dieser diplomatische Affront, der die Frage der französischen Militärpräsenz ganz alleine regeln könnte. Denn ein Bruch der Beziehungen zwischen Bamako und Paris würde letztlich auch zum Abzug der französischen Soldaten aus dem afrikanischen Land führen.

Ob die malische Militärregierung ohne westliches Militär tatsächlich besser ohne französisches Militär klarkommt, bleibt dahingestellt. Nur ist es eigentlich undenkbar, unter solchen diplomatischen Spannungen militärische Hilfsoperationen wie die „Operation Barkhane“ aufrecht zu erhalten. 53 französische Soldaten haben im fernen Mali ihr Leben gelassen und die Fragen, warum französische Soldaten für Mali ihr Leben opfern sollen, werden immer lauter gestellt. Wer weiß, ob dieser diplomatische Eklat diese Fragen nicht von selbst beantworten wird.

Seit 2013 ist Frankreich, zeitweise auch mit Truppen der Deutsch-Französischen Brigade, in Mali engagiert. Doch seit die Militärs 2020 in Bamako die Macht übernommen haben, sind die Beziehungen zwischen Mali und Frankreich eisig geworden. Paris wird nun überlegen müssen, ob es das Kapitel Mali nicht abschließt und das Militär aus dem Land abzieht. Nach dem Rauswurf des französischen Botschafters wäre das eine nachvollziehbare Reaktion.

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