Menschen verachtender Extremismus: Es ist bereits 5 nach 12

In vielen europäischen Ländern häufen sich die Übergriffe gegen alle, die anders sind als man selbst. Für „Wehrt den Anfängen“ ist es inzwischen zu spät.

Zum Glück gibt es noch Mutige, wie hier in Dresden, die sich trauen, den Rechtsextremisten etwas entgegen zu setzen. Foto: Cs32en / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Vor Wochenfrist war Europa entsetzt über antisemitische Überfälle in Frankreich, nun muss Deutschland sich endlich mal an die eigene Nase fassen. Denn in Deutschland organisiert sich gerade ein fürchterlicher Verein unter dem Namen „Pegida“, der Hass predigt und dem bereits Teile der AfD-Spitze ihre Sympathie bekundet haben. Ganz offensichtlich haben Menschen in Europa wieder Freude daran, mit dem Feuer des Faschismus zu spielen.

„Pegida“, dieser Name steht für „Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlands“ – und dieser seltsame Verein schafft es immerhin schon, im Osten der Republik Tausende Menschen für Demonstrationen gegen Andersgläubige und natürlich auch Andersdenkende auf die Straße zu bringen.

In einem Interview mit n-tv erklärte der Sprecher der AfD Konrad Adam, warum auch er auf eine Pegida-Demonstration gehen würde: „Die europäische Kultur ist bedroht“, sagte er und goss damit Öl ins Feuer des Rechtsextremen, denen der Zuspruch einer Partei, die immerhin in zahlreichen Länderparlamenten und im Europäischen Parlament sitzt, weiteren Auftrieb gibt. Haben diese Leute denn wirklich nichts aus der Geschichte Deutschlands im letzten Jahrhundert gelernt?

Hass auf Minderheiten schüren, das können die Rechtsextremen, die ihre militanten Mitglieder genau dort rekrutieren, wo auch der Islamistische Staat seine Kämpfer findet – bei den Losern der Gesellschaft, die oft perspektivlos in Hartz IV-Karrieren hineinwachsen und deren Selbstverständnis es gut tut, wenn ihnen mitgeteilt wird, dass sie gar nicht selbst für ihr persönliches Versagen verantwortlich sind, sondern dass es die bösen Muslime, Juden, Osteuropäer oder sonst wer sind.

Dass auch die CDU mit ihrem Vorstoß für ein Burka-Verbot und die CSU mit ihrem unsäglichen Vorschlag der perfekten Beherrschung der deutschen Sprache als Aufnahmekriterium für Flüchtlinge ebenfalls solche Entwicklungen befördern, stimmt nachdenklich. Es ist so wunderbar einfach, die Aufmerksamkeit vom eigenen politischen Versagen hinein in den Hass auf Minderheiten zu kanalisieren – doch sollte man nicht vergessen, dass gerade wir Deutschen für solche Mechanismen offenbar recht anfällig sind.

Die Einzigen, die solche Entwicklungen stoppen können, sind wir alle. Durch Zivilcourage und unser Abstimmungsverhalten bei Wahlen. Wir müssen endlich aufhören, immer wieder für die gleichen Volksverhetzer zu stimmen, die gerade dabei sind, Europa und Deutschland wieder zurück in die Brutalitäten der Vergangenheit zu führen. Es ist noch nicht zu spät, doch wenn es dann eines Tages zu spät sein wird, wird wieder niemand geahnt haben, was da auf uns zukommt und niemand wird die Verantwortung tragen müssen. Doch wird jeder Einzelne verantwortlich sein, der sich nicht gegen diese dumpfen Neo-Nazis und ihre widerlichen Stammtischparolen zur Wehr setzt. „Die europäische Kultur ist bedroht“ – langsam hört es wirklich auf witzig zu sein.

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