Nein, heute ist nicht das „Fest der Frauen“

Am heutigen „Internationalen Tag der Frauenrechte“ geht es nicht darum, seiner Frau oder Freundin Blumen zu schenken, sondern darüber nachzudenken, warum Frauenrechte heute immer noch erkämpft werden müssen.

An der Symbolik des Posters zum Weltfrauentag 1914 hat sich nicht viel geändert... Foto: Karl-Maria Stadler / Wikimedia Commons / PD

(KL) – Der heute begangene „Weltfrauentag“ sollte nicht mit kommerziellen „Feiertagen“ wie dem Muttertag oder dem Vatertag oder dem „Großmutter-Tag“ verwechselt werden. Heute verschenkt man keine Blumen oder Schachteln „Mon Chérie“ – dazu ist dieses Datum zu ernst. Denn trotz aller schönen Reden, trotz aller gesellschaftlichen Anstrengungen, sind wir weit, weit von einer Gleichstellung beider Geschlechter entfernt. Und zwar weltweit.

Der 8. März ist kein „Fest“, sondern im Grunde eher so etwas wie ein Trauertag. Die Stellung der Frau in den Gesellschaften der Welt ist nirgends gesichert, weder in Ländern, in denen Frauen aus vorgeschobenen „kulturell-religiösen“ Gründen an zweiter Stelle stehen, noch in unseren ach so zivilisierten Ländern, in denen, Beispiel Deutschland, Frauen bei gleicher Arbeit immer noch 19 % weniger Lohn und Gehalt beziehen.

An einem Tag wie heute sollte man nicht einfach „nett“ zu Frauen sein, sondern drängende Fragen ansprechen, wie die immer weiter steigende Gewalt gegen Frauen, auf die es bis heute keine adäquate Antwort gibt. Frauen werden weiterhin geschlagen, unterdrückt, vergewaltigt, ermordet, Frauen leiden weiterhin unter psychologischer und gesellschaftlicher Gewalt und diese Phänomene kann man nicht mit einem hübschen Blumenstrauß vergessen machen.

Es fehlt nach wie vor an (fast) allem. Gibt es heute in jeder Stadtverwaltung Beauftragte für die Gleichstellung, so fehlt diesem Bereich systematisch ein Budget, mit dem ernsthaft gearbeitet werden könnte. Es gibt viel zu wenig Frauenhäuser, in denen Frauen Aufnahme finden können, die Opfer häuslicher Gewalt werden – was in einem Land wie Deutschland jedes Jahr um die 150.000 Mal der Fall ist und das sind „nur“ die Fälle, von denen die Behörden Kenntnis erlangen – die Dunkelziffer ist um ein Vielfaches höher. Es fehlt an Präventions-, Pädagogik- und Hilfsangeboten gegen das gesellschaftliche Phänomen „Gewalt gegen Frauen“.

Und es wäre ebenfalls Zeit, dass ein Datum wie der 8. März ein gesetzlicher Feiertag wird, um den herum pädagogische Angebote in Schulen und anderen Einrichtungen organisiert werden könnten. Dies ist heute bereits in 25 Ländern der Welt der Fall. Und zwar nicht etwa in Ländern, die sich damit brüsten, die modernsten Gesellschaften der Welt zu sein, sondern in Angola, Äquatorialguinea, Aserbaidschan, Burkina Faso, der Volksrepublik China, Eritrea, Georgien, Guinea-Bissau, Kasachstan, Kambodscha, Kirgisistan, Laos, Madagaskar, Moldau, Mongolei, Nordkorea, Nepal, Russland, Tadschikistan, Turkmenistan, Uganda, Ukraine, Usbekistan, Weißrussland und – im Bundesland Berlin!

Am heutigen Tag sollten wir nachdenken, diskutieren, hinterfragen und uns überlegen, was besser gemacht werden könnte. Und diese Überlegungen sollten sich nicht auf das heutige Datum beschränken, sondern lediglich der Anstoß sein, dies auch an den anderen 364 Tagen des Jahres zu tun. Solange, bis wirklich eine echte Gleichberechtigung erreicht ist.

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