Nicht loslassen können

Altkanzler Gerhard Schröder klammert sich an den Resten seiner politischen Bedeutung fest. Und macht sich dabei zum Sprachrohr Putins im Westen. Peinlich.

Dass Gerhard Schröder eine Freundschaft zu Putin unterhält, ist Privatsache. Dass er sich in die Politik einmischt, nicht. Foto: Kremlin.ru / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Gerhard Schröder hat ein Problem, das er mit vielen ehemals wichtigen Politikern teilt – er verkraftet nur schwer, dass die Politik heute von anderen gemacht wird und dass sich eigentlich niemand mehr dafür interessiert, was so ein Altbundeskanzler denkt. Doch dass sich Gerhard Schröder nun zum „nützlichen Idioten“ der russischen Propaganda macht, ist peinlich und wenig zielführend. Der Mann wäre besser beraten, sich nicht in die Aktualität einzumischen und seinen Ruhestand zu genießen.

Ohne ein wie auch immer geartetes Mandat ist Schröder nun zum wiederholten Mal nach Moskau gereist, wo ihn sein „Buddy“ Wladimir auch persönlich empfing, eine Gunst, die momentan kaum einem westlichen Politiker zuteilwird. Putin hatte allerdings einen guten Grund, sich mit Schröder zu treffen. Denn das war eine blendende Gelegenheit, Uneinigkeit im Westen zu stimulieren, Deutschland zu provozieren, einen Sonderweg für den Bezug von russischem Gas einzuschlagen und damit den westlichen Block aufzuweichen. Und Schröder hatte nichts Besseres zu tun, als die Putin’schen Fake News brav in den Westen zu tragen.

Dabei versucht Schröder, deutsche Energie- und Außenpolitik zu betreiben, was ihn definitiv nicht mehr zusteht und das tut er in einer korrupten Art und Weise, die tatsächlich „widerlich“ ist, wie der ukrainische Präsident Selensky kommentierte. Denn wenn Schröder, der seit Jahren für seine Aufsichtsratsposten bei den russischen Energiekonzernen Rosneft und Gazprom Millionen kassiert hat und kassiert, regte an, man möge doch die inzwischen gestrichene Pipeline „Nord Stream 2“ aktivieren, um damit die Lieferungen russischen Gases sicherzustellen. Dass das Projekt „Nord Stream 2“ wegen des Ukraine-Kriegs und aufgrund einer politischen Entscheidung gestrichen worden ist, scheint Schröder nicht zu interessieren.

Bei seiner Rückkehr aus Moskau verkündete Schröder, „dass Russland für eine Verhandlungslösung offen“ sei. Dabei verschwieg er allerdings, dass Russland, wie übrigens auch die Ukraine, Bedingungen für Verhandlungen formuliert hat, die für die jeweilige Gegenseite schlicht nicht akzeptabel sind. Doch versucht Schröder mit seinen Aussagen Putin als „unverstandenes Opfer“ darzustellen und damit wird er zum Teil einer Propaganda-Maschine, die in Russland ebenso reibungslos funktioniert wie die westliche Propaganda bei uns.

Gerhard Schröder sollte sich ein Beispiel an Angela Merkel nehmen, die sich seit ihrem Rückzug aus der Politik aus der Öffentlichkeit fernhält. Schröder, wie so viele andere, hatte ausreichend Gelegenheit, die Welt, Europa, Deutschland zu einem besseren Ort zu machen, doch stattdessen hat er sich von der russischen Energiewirtschaft einkaufen lassen. Man kann nicht einerseits einen Friedrich Merz für seinen Job bei Blackrock kritisieren, aber bei Schröders Engagement für Russland die Augen schließen.

Schröder nur zu ignorieren, das reicht nicht mehr aus. Die SPD, die seit Monaten um die Schröder-Frage herumeiert, sollte den Mann ausschließen. Dann ist es allerdings auch an den Medien, die Schröder’schen Aussagen nach seinen Putin-Besuchen nicht unkommentiert zu verbreiten. Wenn Schröder die Inbetriebnahme von „Nord Stream 2“ propagiert, dann sollte dem ein Riegel vorgeschrieben werden, denn damit handelt der Mann ganz klar gegen die deutsche Politik. Und wenn ihm Moskau und Russland so gut gefallen, dann sollte er sich überlegen, doch in diesen demokratischen Musterstaat auszuwandern. In der deutschen Politik hat er jedenfalls nichts mehr verloren.

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