Nicolas Sarozy will zurück auf die politische Bühne

Die Politik steht in Frankreich gerade nicht hoch im Kurs. Skandale, fehlende politische Konzepte und dann auch das noch: Nicolas Sarkozy kündigt sein Comeback an.

Wenn es blöd läuft, wird Sarkozy 2017 erneut Präsident - als letzte Hürde vor einer Präsidentin Marine Le Pen. Foto: Ricardo Stuckert / Agencia Brasil / Wikimedia Commons / CC-BY 3.0br

(KL) – Als wir vor etwa einem Jahr einen Artikel mit dem Titel „Der nächste französische Präsident ist – Nicolas Sarkozy“ veröffentlichten, mussten wir zahlreiche Nachfragen nach unserem geistigen Gesundheitszustand beantworten. „Der kommt im Leben nicht wieder!“ oder „Mit den ganzen Verfahren am Hals ist seine politische Karriere vorbei…“ und ähnlich klangen die Kommentare, die Nicolas Sarkozy jetzt durch die Ankündigung seiner Kandidatur um den Vorsitz der konservativen UMP widerlegt hat. Zumal der Vorsitz der UMP für Sarkozy gleichbedeutend mit der Kandidatur bei den Präsidentschaftswahlen 2017 ist. Sarko is back.

Der Weg zurück in die Politik wird Sarkozy von seinen Parteifreunden aber auch zu einfach gemacht. Fillon und Juppé heißen seine „aussichtsreichsten“ Gegenspieler. Der eine, Fillon, hatte bei seinem Streit mit Jean-François Copé um den Parteivorsitz kurzzeitig die Partei gespaltet, was ihm ungefähr die Hälfte der UMP nie verziehen hat und der andere wittert, nachdem Gras über seine früheren Missetaten gewachsen ist, wieder politische Morgenluft. Dazu sind beide, Fillon und Juppé seit gefühlten 50 Jahren in exponierten politischen Ämtern, in denen sie beide keinen nachhaltigen Eindruck hinterlassen haben. Ob das wirklich ernsthafte Konkurrenten für Sarkozy sind?

Dass die Konservativen Sarkozy als eine Art Heilsbringer betrachten, konnte man beobachten, als die UMP kurzfristig 10 Millionen Euro aufbringen musste, nachdem Unregelmäßigkeiten in der Buchführung des letzten Wahlkampfs aufgetaucht waren – als nichts mehr ging, mobilisierte Sarkozy seine Truppen, brachte das Geld zusammen und bei der dazugehörigen Pressekonferenz redete nur Sarkozy, während sich die anderen UMP-Granden diskret in die zweite Reihe verzogen.

Offensichtlich schaden Sarkozy auch seine zahlreichen Affären und Skandale nicht. Da stellen sich die Konservativen aber auch geschickter an als die Sozialisten. Diese werden nämlich immer bei Sachen erwischt, die so heftig sind, dass es tatsächlich keinen Weg zurück in die Politik für sie gibt. Man frage nur die Herren Cahuzac oder Strauß-Kahn. Bei den Konservativen ist man besser im Aussitzen. Und wenn dann etwas Zeit vergangen ist, dann sind sie eben wieder da. Nur kurz weg gewesen. Und nun wieder da.

Sarkozy also Kandidat. Erst schnappt er sich wieder seine Partei, die sich ihm wahrscheinlich auf dem Rücken vor die Füsse werfen wird, und dann kommt die Kandidatur 2017. Sollte dies der Fall sein, wird es zu einer Stichwahl zwischen Marine Le Pen und Nicolas Sarkozy kommen. Also zu einer Wahl, die so angenehm ist wie die Wahl zwischen Pest und Cholera. 2002 stellte sich in einer vergleichbaren Situation, nämlich der Stichwahl zwischen Jacques Chirac und Jean-Marie Le Pen, das republikanische Frankreich geschlossen gegen den Rechtsextremen – 88 % der Franzosen stimmten für Chirac. Nur – 2017 würde das bedeuten, dass der einzige Weg, eine rechtsextreme Präsidentin zu verhindern, die Frankreich aus der EU hinaus führen will, die Stimme für Sarkozy wäre. Was immer dann passiert, wäre für Frankreich und Europa richtig mies. Sarkozy 2.0, das hat weder Frankreich noch der Rest der Welt verdient. Aber Marine Le Pen 1.0 noch weniger.

Träumen wir einmal laut: Toll wäre es, wenn bis 2017 neue politische Talente in Frankreich auf sich aufmerksam machen würden, eine neue Generation Talente mit frischen Ideen, die nicht zum aktuellen politischen Sumpf, äh, Establishment gehören und die in der Lage sind, das Land neu aufzustellen. Soweit der Traum. Sarkozy oder Le Pen, das klingt dagegen wie Urlaub in Wanne-Eickel oder in Frankfurt-Höchst. Und irgendwie hofft man, dass man doch noch aufwacht und das alles nur ein schlechter Traum war.

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