Niemand will die Apple-Milliarden

Haben die Europäer Angst vor der eigenen Courage? Niemand möchte die 13 Milliarden Steuernachzahlung von Apple haben.

Niemand will die Apple-Milliarden haben - die einen fürchten einen "Handelskrieg", die anderen die Abwanderung von US-Konzernen. Seltsam... Foto: Geralt / Wikimedia Commons / CC0

(KL) – Erst Irland, jetzt auch Bayern. Obwohl man eigentlich damit rechnen könnte, dass sich alle gierig auf die bis zu 13 Milliarden Euro Steuernachzahlungen von Apple stürzen, zu denen die Europäische Kommission das Unternehmen mit dem angebissenen Apfel verdonnert hatte, sind die Reaktionen überraschend – niemand will die Milliarden haben.

Unmittelbar nach der mutigen Entscheidung der EU-Kommission, Apple nachträglich zur Zahlung der im irischen Steuervermeidungs-Modell eingesparten Steuern zu verurteilen, winkte die irische Regierung bereits ab. Man wolle das Geld nicht, Apple habe das an Steuern gezahlt, was das Unternehmen dem irischen Staat schuldet. Klar – die Iren haben Angst, dass das Beispiel Schule macht und künftig multinationale Konzerne einen weiten Bogen um Irland machen. Was dann wiederum Apple-Chef Tim Cook zu der sarkastischen Anmerkung verleitete, dass man zu einer Steuernachzahlung in einem Land verurteilt worden sei, das sagt, dass man ihm keinerlei Steuern schulde.

Doch nicht nur die Iren wollen die Apple-Milliarden nicht – auch Bayerns Finanzminister Markus Söder meldete sich zu Wort und vertrat die Ansicht, dass die 13 Milliarden Steuernachzahlung „überzogen“ seien. Und um einen „Handelskrieg“ mit den USA zu vermeiden, solle man doch lieber auf das Geld verzichten.

Wenn man bedenkt, wie jedem kleinen Steuervergehen nachgejagt wird, sich die Politik aber ziert, Steuern von Apple anzunehmen, dann kann man sich nur noch wundern. Fürchten die Europäer tatsächlich, dass es künftig keine iPhones, iPads und andere Apple-Produkte mehr in Europa geben wird? Dass Starbucks künftig seinen Kaffee nur noch in den USA verkaufen will. Dass eine Pepsi-Knappheit ausbrechen könnte?

Oder wollen Politiker wie Söder doch nur dem TTIP den Weg ebenen und setzen nun schon einmal in vorauseilendem Gehorsam alles daran, dass kein amerikanisches Unternehmen den Eindruck bekommen kann, dass man in Europa genau wie europäische Unternehmen Steuern zahlen muss?

Doch es gäbe eine wunderbare Möglichkeit für alle, die nichts von diesen Apple-Milliarden haben wollen – transferiert das Geld nach Griechenland, Spanien, Portugal und Italien, damit dort so investiert werden kann, dass die Wirtschaft wieder in die Gänge kommt!

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