Bayrisch-österreichische Lausbuben-G‘schichtn

Horst Seehofer hat sich mit der Regierung in Wien prächtig verstanden. Genau wie der österreichische Kanzler Sebastian Kurz kämpft auch Seehofer gegen Flüchtlinge.

Die Freude über ihre tolle Zusammenarbeit steht Seehofer und Kurz ins Gesicht geschrieben. Foto: ScS EJ

(KL) – Ja, die beiden sind schnell Spezis geworden – zwischen dem deutschen Heimatminister Horst Seehofer und dem österreichischen Kanzler Sebastian Kurz haben sich die zarten Bande des geteilten Euronationalismus entwickelt. Doch worin sind sich die beiden einig? Sie sind sich einig darin, die Idee eines humanen Europa zu beerdigen. Aber das ist ja nicht mal mehr eine Absicht, sondern schon längst eine Realität.

Zufrieden sans, die zwoa. Denn man hat ja schon viel erreicht, wie Kurzseehofer erklären. Man habe die Balkan-Route geschlossen und nun gehe es eben darum, das Mittelmeer (die „Südroute“) abzuriegeln. Und dann reden beide vor der Weltpresse von der „illegalen Immigration“, die man damit endlich stoppt. Ach ja? Wie sieht denn dann in Zukunft in Deutschland und Österreich „legale Immigration“ aus? Gibt es etwa die „sicheren Korridore“, die humanitäre Organisationen seit Jahren fordern? Bis sich ein Flüchtling nach Österreich oder Deutschland durchgeschlagen hat, ist er per Definition „illegal“ geworden.

Die „Illegalität“ der Flüchtlinge ist die Berechtigung, das Problem auch Griechenland und Italien abzuschieben, denn dort sind die Flüchtlinge ja schließlich auch angekommen. Nach der Sichtweise von Kurzseehofer ist das halt das Pech dieser Länder. Was liegen die auch am Mittelmeer ‚rum? Einig sind sich die beiden darin, dass nichts unternommen wird, was Österreich und/oder Bayern (äh, Deutschland) schaden könnte, was immer die beiden damit auch meinen.

Zusammen freuen sich beiden nun auch auf die neuen „Transitzentren“, ein wunderbar neutraler Begriff, doch in der Praxis sind diese Lager das Ende der „Willkommenskultur“. Künftig werden in Deutschland Menschen festgesetzt werden, deren „Vergehen“ darin besteht, vor Krieg, Mord und Totschlag geflüchtet zu sein. Ein wenig erinnert das an die „Schutzhaft“ aus den „guten, alten Zeiten“. Erschreckend. Auch Menschen, die an der deutschen Grenze einen Asylantrag stellen dürfen, sollen künftig ihr Verfahren in 48 Stunden durchlaufen. Frage: Wie kommt ein Flüchtling bis an eine deutsche Grenze, ohne Europa in einem anderen EU-Land betreten zu haben? Macht ihn nicht alleine schon die Ankunft an der deutschen Grenze schon zum „Illegalen“?

Jetzt müssen sich nur noch Italien und Griechenland dazu bereit erklären, die bayrisch-österreichischen Visionen eines sicheren Europas umzusetzen. Beide Länder werden das nicht wollen. Es sei denn, es fließt enorm viel Geld. Richtig viel Geld. Geld, das die italienische Regierung braucht, um wenigstens Teile ihrer Wahlversprechen umzusetzen, Geld, das die griechische Regierung braucht, um wieder in die Gänge zu kommen. Europa, Europa, was machen sie nur gerade aus dir?

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