Olympische Spiele – und jetzt?

Langsam werden die Olympischen Spiele 2024 in Paris zur Farce. Statt Russland von diesen Spielen auszuschließen, erlaubt man Moskau, die Situation für Propaganda zu nutzen.

Kein russischer Sportler und kein russischer Funktionär sollte diesen Sommer in Paris sein... Foto: LLL / CC-BY 2.0

(KL) – Wie großzügig – das Internationale Olympische Komitee (IOC) erlaubt russischen Sportlern die Teilnahme unter Auflagen an den Olympischen Spielen 2024 in Paris. Und dazu ermöglichen die Organisatoren den „russischen Freunden“ eine wunderbare Propaganda auf dem Rücken der olympischen Bewegung. So sagte der russische Sportminister Oleg Matysin, dass Russland diese Spiele nicht boykottieren sollte, denn „es ist sehr wichtig, unseren Leuten die Möglichkeit zu geben, in einem gerechten Kampf zu zeigen, was für ein großartiges Sportland wir sind”. Wie großartig, sieht man täglich seit dem 24. Februar 2022 in der Ukraine. Sehr sportlich, dieses Russland.

Man sollte sich vielleicht endlich einmal entscheiden, ob Russland Freund oder Feind ist. Einerseits will Frankreichs Präsident Macron gerne NATO-Truppen in der Ukraine gegen Russland kämpfen lassen, denn Russland soll ja angeblich “strategisch besiegt” werden, doch andererseits will der gleiche Präsident russische Sportler bei seiner eigenen Personality Show in Paris dabei haben. So ganz konsequent ist das aber auch nicht.

Ja, aber die armen russischen Sportler, die jetzt vier Jahre lang trainiert haben, um bei den Olympischen Spielen dabei zu sein, argumentiert das IOC. Ja, und? Es kann uns doch vollständig egal sein, ob die Sportsoldaten aus Russland vier Jahre lang trainiert haben, um in Paris 2024 dabei zu sein! Ist das unser Problem? Ist es unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass russische Sportler ihren Leuten zeigen können, was für ein tolles Sportland Russland doch ist? Ist es unsere Aufgabe, Russland und Putin eine Propaganda-Plattform zu bieten, auf der sich der Kreml austoben kann?

Und warum überlässt man Russland die Wahl, diese Spiele zu boykottieren oder auch nicht? Will man sich jetzt auch noch von Russland am Nasenring durch die Manege führen lassen? Die Entscheidung, ob russische Sportler an diesen Spielen teilnehmen können und dürfen, sollte nicht in Moskau, sondern in Paris fallen. Und zwar nicht durch den Putin-Freund Thomas Bach, den Chef des IOC, der unbedingt russische Sportler dabei haben will, sondern im Pariser Innenministerium, in dem das ganze Thema im Handumdrehen erledigt werden könnte, würde man entscheiden, dass kein einziger russischer Sportler und kein einziger russischer Funktionär ein Visum für Frankreich während der Dauer dieser Olympischen Spiele erhält. Dann könnte Moskau lange überlegen, ob man Paris 2024 boykottiert oder nicht – Russland wäre dann eben einfach nicht dabei und das wäre endlich mal eine Maßnahme, die Putin tatsächlich treffen würde.

Bislang sind nämlich die westlichen Sanktionen gegen Russland wirkungslos verpufft, da sie ständig von Westen selbst unterlaufen werden. Russland macht nach wie vor blendende Geschäfte mit dem Westen und die Tatsache, dass dem einen oder anderen Oligarchen das Konto gesperrt oder eine Luxusyacht beschlagnahmt wird, dürfte Putin herzlich egal sein. Ein Ausschluß von den Olympischen Spielen würde da eine ganz andere Wirkung haben, denn das Prestige, das Putin mit dem Sport verbindet, hat in Russland einen sehr hohen Stellenwert.

Die ganzen Überlegungen, russische Sportler unter neutraler Flagge antreten zu lassen, damit sie dabei sein können, ist Blödsinn. Man kann nicht einerseits Truppen gegen Russland schicken wollen, die nuklearen Drohgebärden Moskaus kommentieren und dann russische Sportler zu einem großen Sportfest einladen. Da würde es mehr Sinn machen, wenn Putin seinen Leuten erklären müsste, dass Russland leider wegen des Kriegs in der Ukraine nicht an diesen Spielen teilnehmen darf.

Ja, ja, das alte Gerede, nach dem man Sport und Politik nicht vermischen soll. Dass dies leeres Gerede ist, erkennt man unschwer daran, dass die Mehrzahl der letzten sportlichen Mega-Veranstaltungen wie Olympische Spiele oder die FIFA-WM in Ländern mit mehr als zweifelhaften Regimes stattfanden, unter anderem auch in Russland und zwar nach der Annexion der Krim. „Politisches Whitewashing“ gegen Bares, das praktizieren die Sportverbände seit vielen Jahren und da brauchen sie jetzt nicht mit dem Gejammer kommen, dass die armen russischen Sportler doch so gerne im fairen Wettkampf gegen den Westen angetreten wären.

Von der französischen Regierung kann man jetzt nur ein Einreiseverbot für russische Sportler und Funktionäre während der Olympischen Spiele erwarten, bevor Moskau den Westen weiter desavouiert, indem es selbst den Boykott erklärt. Einen solchen Propaganda-Coup sollte man Moskau nicht gönnen und diesem auch vorgreifen, indem man Russland von diesen Spielen ausschließt. Alles andere wäre nur noch lächerlich.

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