Die übelsten Olympischen Spiele aller Zeiten?

Jede groβe Sportveranstaltung dient heute dem Ruhm und der Ehre der veranstaltenden Länder und ihrer jeweiligen Machthaber. Das war auch für die Olympischen Spiele 2024 in Paris geplant. Doch die könnten ein Mega-Flopp werden.

Wohin diese Avenue 2024 führt, steht in den Sternen. Allerdings könnte Paris 2024 ein riesiger Flopp werden. Foto: Chabe01 / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – „Whitewashing“ durch Sport – das ist ein Konzept, das es bereits seit den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts gibt. In den letzten Jahrzehnten wurde dieses Konzept allerdings besonders deutlich, da die wichtigen Sportverbände wie die FIFA (Fuβball) oder das Internationale Olympische Komitee (IOC) ihre Weltveranstaltungen an Staaten verhökern, mit denen man ansonsten nicht viel zu tun haben will. Fuβball-WM in Russland oder Katar, Olympische Winter- und Sommerspiele in China und Russland und es ist immer das gleiche. Die Staatschefs dieser Welt zeigen sich mit glücklich lächelnden Diktatoren und anderen Schurken auf der Ehrentribüne, schütteln Hände und werten somit Regimes auf, mit denen man ansonsten täglich Probleme hat. Und weil das so ist, klingeln bei Verbänden wie der FIFA und dem IOC die Kassen. Natürlich verkündet jeder Organisator solcher Veranstaltungen, dass es sich um die schönste, beste, wunderbarste aller solcher Veranstaltungen handelt. Nur – für Paris 2024 wird das nicht gelten. Im Gegenteil, Paris 2024 läuft Gefahr, zu den übelsten Spielen aller Zeiten zu werden und damit nicht etwa Ruhm und Ehre des französischen Präsidenten zu mehren, sondern der Welt zu zeigen, dass er sein Land nicht mehr im Griff hat.

Seit 2018 brennt jedes Wochenende Paris und bis 2024 wird sich das nur dann legen, wenn die Stadt von Zehntausenden Polizeikräften belagert werden sollte und „einfachen Bürgern“ der Zutritt zur Hauptstadt verweigert wird. Aber ob das für die Besucher so angenehm sein wird, sich in einer von Robocops besetzten Hauptstadt zu bewegen, ist fraglich. Totale Digital-Überwachung, Kontrollen an jeder Straβenecke, vielleicht auch mal ein Polizist, der die Nerven verliert und Touristen verprügelt – einfach klasse. Und eines ist klar – dieser Präsident und diese Regierung werden es bis 2024 nicht schaffen, Frankreich zu befrieden. Aber das ist natürlich nicht alles.

Bis 2024 dürften die Streiks und Demonstrationen gegen Rentenreform und den Präsidenten selbst nicht abgeebbt sein, und auch die zu erwartenden Appelle des Präsidenten an seine Landsleute, sie mögen doch bitte seine Kommunikations-Show nicht stören, dürften ungehört verhallen. Wer weiβ, ob zum Zeitpunkt der Spiele nicht wieder die Müllabfuhr streikt oder der öffentliche Nahverkehr oder beide, was die Anfahrt zu den Sportstätten sehr schwierig und unangenehm machen kann. Aber das ist natürlich nicht alles.

Die Franzosen staunten nicht schlecht, als sie die Preise für die einzelnen Veranstaltungen im Internet entdeckten. Denn um live bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris dabei zu sein, muss man zur Oberschicht mit entsprechendem Einkommen gehören. Selbst für die schlechtesten Plätze für die am wenigsten attraktiven Sportarten werden Mondpreise aufgerufen, die es für einen „normalen Bürger“ unmöglich machen, dabei zu sein. Aber das ist natürlich nicht alles.

Paris 2024 wird zu einem massiven Politikum werden. Nachdem IOC-Chef Thomas Bach die wunderbare Idee hatte, seinem Buddy Wladimir Putin einen Gefallen zu tun und russische Athleten zu den Spielen in Paris zuzulassen, laufen Länder wie die Ukraine und deren Verbündete gegen dieses Vorhaben Sturm. Es ist schon etwas seltsam, dass Thomas Bach bei jeder Gelegenheit betont, dass man „Sport und Politik nicht vermischen“ soll, doch ist er es, der mit solchen seltsamen Vorhaben Sport und Politik auf widerliche Weise miteinander vermischt und dabei selbst vor der Kommunikation für den Kriegsherrn Putin nicht zurückschreckt. Wer an den Spielen teilnimmt und wer sie boykottiert, wird man vermutlich erst wenige Tage vor den Spielen erfahren.

Ob sich die Olympischen Spiele 2024 in Paris in dieser Gemengelage dazu eignen, der Welt die Gröβe und Herrlichkeit des französischen Präsidenten zu demonstrieren, ist mehr als fraglich. Die Gewerkschaften haben bereits angekündigt, verschiedene Groβveranstaltungen in Frankreich lahmlegen zu wollen, darunter das berühmte Filmfestival in Cannes, aber auch die Olympischen Spiele. Diese könnten, so die Gewerkschaften, im Dunkeln stattfinden, da es durchaus möglich ist, diesen Veranstaltungen den Strom abzustellen, was ja bereits mehrfach auf Macrons „Siegestour über die Franzosen“ in den letzten Tagen geschehen ist.

Unter den gegebenen Umständen wäre es vielleicht sinnvoller, diese Spiele, die das Zeug haben, die übelsten Spiele aller Zeiten zu werden, abzusagen oder in ein anderes Land zu verlegen, vielleicht zur Abwechslung in ein Land, in dem „Demokratie“ kein Schimpfwort ist. Ansonsten droht die Gefahr, dass Paris 2024 zum Macron-Desaster wird, was nicht im Interesse Frankreichs, aber eigentlich auch nicht im Interesse Macrons sein kann. Aber welcher Machthaber verzichtet schon freiwillig auf eine solche „Whitewashing“-Gelegenheit?

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