Paris: Fluctuat nec mergitur

Selten traf die Devise der französischen Hauptstadt mehr zu als heute. Am Wochenende fand die erste Messe in der schwerst beschädigten Kathedrale Notre-Dame-de-Paris statt. Paris lässt sich nicht unterkriegen.

Wenn es die Situation erfordert, dann sind die Franzosen erfinderisch und entschlossen, sich nicht unterkriegen zu lassen... Foto: ScS EJ

(KL) – „Sie schwimmt, doch sie geht nicht unter“, so lautet die Devise der französischen Hauptstadt Paris und diese Devise trifft momentan besonders zu. Seit 4 Jahren ist Paris Schauplatz von Attentaten, Gewalt und Katastrophen, doch so schnell zwingt man Paris nicht in die Knie. In der schwerst beschädigten Kathedrale Notre-Dame-de-Paris fand am Samstag eine Messe statt, mit der Erzbischof Michel Aupetit ein Zeichen setzte. Die Botschaft: „Was immer uns auch passieren mag, wie stehen wieder auf und machen weiter!“

Dabei ist das Thema „Notre-Dame-de-Paris“ seit dem fürchterlichen Brand alles andere als einfach. Denn nach der ersten Welle der Solidarität, bei der die vier mit dem Sammeln von Spenden für den Wiederaufbau beauftragten Stiftungen Spendenversprechen von rund 850 Millionen Euro verzeichneten, tröpfelt das Geld nur spärlich – bislang sind nur rund 10 % der zugesagten Spenden tatsächlich geflossen. Kein Problem, beruhigen die Verantwortlichen, die großen Spenden, wie diejenigen der Milliardärsfamilien Arnault und Pinault (insgesamt 300 Millionen Euro) würden dann gezahlt werden, wenn definitiv klar ist, wofür das Geld verwendet wird.

Da liegt allerdings auch ein wenig der Haken, denn seit dem Brand wurden bereits zahlreiche Entwürfe für den Wiederaufbau eingereicht, die eine heftige Auseinandersetzung zwischen verschiedenen Ansätzen ausgelöst haben. Soll die Kathedrale 1:1 wieder so aufgebaut werden, wie sie vorher aussah? Sollte sie mit modernen Elementen versehen werden? Sollte man sie historisch erneuern, dabei aber die Bausubstanz komplett überholen? Alleine diese Frage wird nicht schnell geklärt werden können und damit wird auch das Versprechen von Emmanuel Macron, die Kathedrale in nur 5 Jahren wieder aufbauen zu wollen, sehr unrealistisch.

Aus Sicherheitsgründen konnte die Messe am Samstag nur vor rund 30 geladenen Gästen und in einem Seitenschiff der Kathedrale gefeiert werden, dafür wurde sie live im Fernsehen übertragen. Eine Botschaft an die Franzosen, die sich in den letzten Jahren daran gewöhnen mussten, mit herben Schicksalsschlägen umzugehen. So sagte Erzbischof Michel Aupetit Aupetit, dass diese Messe daran erinnern soll, dass diese Kathedrale noch lebendig ist und dass sie zum Feiern der Messe erbaut wurde.

Und so erhält die Devise von Paris, „Fluctuat nec mergitur“, tatsächlich ihre ganze Bedeutung. Es mag passieren, was will, wenn es wirklich darauf ankommt, entwickeln die Franzosen eine ungeheure Stärke und einen enormen Überlebenswillen. Beispielhaft. In wenigen Jahren wird die Kathedrale Notre-Dame-de-Paris nicht nur wieder in voller Schönheit dastehen, sondern auch den Satz des früheren Frankfurter Trainers Dragan Stepanovic materialisieren: „Läbbe geht weiter!“.

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