Peinlich – die Formel 1 verbeugt sich vor Wladimir Putin

Mit dem Formel 1-Rennen am Wochenende in Sotchi verhöhnt der Motorsport die Opfer des immer noch andauerndes Kriegs in der Ostukraine.

Die Formel 1 prostituiert sich als Kommunikationspartner von Wladimir Putin. Als ob nicht ein paar Kilometer weiter Menschen getötet würden. Foto: Ryan Bayona / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Auch, wenn man momentan nur noch wenig Nachrichten aus der Ostukraine hört, vor allem, weil die barbarischen Akte der IS die Nachrichten dominieren, so ist die Waffenruhe in der Ostukraine nach wie vor brüchig und wird immer wieder verletzt. Immer noch sterben Menschen in der Region von Luhansk und Donetzk, immer noch sind weite Landstriche im Osten der Ukraine von Gruppen besetzt, deren Anweisungen aus dem Kreml kommen. In einer solchen Situation ist es mehr als taktlos, Wladimir Putin erneut eine Bühne zur Selbstdarstellung in Sotchi zu geben.

Jetzt sollte niemand kommen und abgedroschene Sprüche wie „Politik und Sport sollten nicht vermischt werden“ zum Besten geben – die Organisation einer großen Sportveranstaltung, die weltweit mehrere Tage lang im Fernsehen übertragen wird, ist ein politischer Akt. Eine Nachricht an die Welt, dass mit Russland alles in Ordnung ist. Denn dort, wo sich die Jugend der Welt zum edlen Wettstreit versammelt, muss ja per Definition alles in Ordnung sein. Insofern wäre ein Boykott auch nicht politischer als die eigentliche Organisation dieses überflüssigen Rennens.

Und einige der Sportler zeigen, dass sie vielleicht schnell Auto fahren können, aber intellektuell noch nach der Überholspur suchen. So freut sich Sebastian Vettel schon mächtig auf das Rennen, nachdem er im Frühjahr bereits exklusiv die neue Rennstrecke in Sotchi testen durfte. Wie unpolitisch! Da muss man sich ja schon freuen, dass die Formel 1 in diesem Jahr auf Rennen in Damaskus, Guantanamo und Lampedusa verzichtet.

Die Einzigen, die sich gegen diesen Zynismus des internationalen Sports wehren können, sind die TV-Zuschauer. Die nichts und niemand zwingen kann, die Trainings, die Qualifikation und das Rennen im Fernsehen anzuschauen und damit dem Kriegsfürsten Putin zu einem Stück Normalität zu verhelfen.

Es kann und darf einfach nicht sein, dass man, während wenige Kilometer weiter Menschen in einem Aggressionskrieg getötet werden, dem Aggressor zu positiver Kommunikation verhilft – wer für Diktatoren Propaganda macht, wird selbst zum Teil einer diktatorischen Maschinerie. Da klingt die Aussage „man sollte Sport und Politik nicht mischen“ wie nackter Hohn.

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