Russische Sprach-Akrobatik

Für den russischen Regierungssprecher Dmitri Peskow ist die Arbeit gerade kompliziert. Einerseits soll er die Kriegsbeteiligung des Westens verurteilen, andererseits darf er nicht von „Krieg“ sprechen.

Kein leichter Job - Regierungssprecher Peskov muss einen Krieg erläutern, den er nicht "Krieg" nennen darf. Foto: Kremlin.ru / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Seit die westlichen Staaten beschlossen haben, der Ukraine verschiedene Panzer-Typen zu liefern, zeigt sich der Kreml so cool, dass man merkt, dass Putin & Co. nicht wissen, wie sie die Geister, die sie riefen, wieder loswerden. Da man selbst in Russland das Märchen von einer „militärischen Spezialaktion“ nicht mehr erzählen kann, gleichzeitig aber die Bezeichnung „Krieg“ immer noch unter Strafe steht (!), verwendet Regierungssprecher Dmitri Peskow den Begriff „Konflikt“. Und offenbar glauben Putin und sein Sprachrohr Peskow immer mehr dem teilweise wirren Zeug, das sie beide so erzählen.

Für Peskow, also für Putin, stellen die Panzerlieferungen aus dem Westen eine „direkte Beteiligung“ am Ukraine-Konflikt dar. Am „Konflikt“, nicht etwa am Krieg, den Russland am 24. Feburar 2022 losgetreten hat. Dass Peskow dann anfügte, dass Russland großmütig darauf verzichte, den EU-Mitgliedern oder den USA den Krieg zu erklären, hat nicht viel zu bedeuten. Im Bereich Kriegserklärungen sind die Russen nicht so stark…

Nun also die nächste Drohung aus Moskau, die sich dieses Mal an die ganze westliche Welt richtet. Doch klingen diese Drohungen eher danach, als sei man sich im Kreml darüber im Klaren, dass die Lieferung der westlichen Panzer diesen Krieg verlängern und viele russische Soldatenleben kosten wird. Und natürlich Opfer unter der ukrainischen Zivilbevölkerung und die Zerstörung weiter Teile der Ukraine. Die Frage ist nur, wie wahnsinnig Putin wirklich ist. Am Ende wird die Frage bleiben, wer wann und bei welcher Gelegenheit die erste Atomwaffe einsetzt. Wenn man die Besetzung an den Schaltstellen der Macht in Russland und im Westen sieht, dann flößt einem das nicht viel Vertrauen ein.

Stand heute ist also, dass der Westen sein Narrativ aufrecht hält, nach dem der Westen NICHT im Krieg gegen Russland steht – umgekehrt ist der Westen laut russischem Narrativ bereits Kriegspartei und überhaupt, auch der Auslöser dieses Kriegs. Für die Wahrheit ist zwischen der Propaganda von hüben und drüben nicht viel Platz.

Aber sind wir nun bereits im Krieg oder nicht? Natürlich sind wir Kriegspartei, und die ausgegebene Losung heißt „Russland in die Knie zwingen“. Doch das wird genauso wenig klappen wie die „Denazifizierung“ und Besetzung der Ukraine. Schade, dass wir uns an dieser Kommunikations-Schlacht beteiligen, statt endlich eine Strategie auszuarbeiten, wie die EU als Ganzes dazu beitragen kann, diesen Krieg so schnell wie möglich zu beenden.

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