Schade, dass Christo und Jeanne-Claude das nicht mehr sehen…

Nach den Plänen der beiden verstorbenen Aktionskünstler wurde nun der Pariser Triumphbogen verpackt. Wie schon beim Reichstag in Berlin mangelt es nicht an Polemik zu diesem Projekt.

Nach dem Reichstag in Berlin, nun der Arc de Triomphe in Paris - Christo und Jeanne-Claude wirken selbst aus dem Himmel weiter... Foto: Eric Salard / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 2.0

(KL) – Sie hatten davon geträumt, sie haben es leider nicht mehr erlebt. Christo und Jeanne-Claude, die beiden 2020 und 2009 verstorbenen Aktionskünstler, die zu Lebzeiten die Welt durch ihre Projekte verzückt, schockiert und vor Rätsel gestellt haben, wollten nach dem Berliner Reichstag auch den Pariser Triumphbogen, den „Arc de Triomphe“ verpacken. Dies ist nun nach den Plänen der beiden genialen Künstler geschehen und die Reaktionen reichen erwartungsgemäß (und wie in Berlin) von „Was solln dette?“ über „Wer bezahlt das bitteschön?“ bis „Einfach genial!“

Was ein solches Projekt soll? Die Frage ist in der Kunst eigentlich völlig überflüssig. Was sollten die Fettinstallationen eines Joseph Beuys? Was sollte die Malerei eines Salvador Dali? Was sollen die Musik-Installationen eines Karl-Heinz Stockhausen? Die Antwort auf diese Fragen liegt einzig beim Betrachter und häufig ist es das „Ziel“ von Kunst, dass sich der Betrachter genau diese Fragen stellt und sich selbst zum Kunstobjekt, aber auch zur Welt, in der er lebt, positioniert.

Was die Finanzierung der 14 Millionen Euro angeht, die diese Verpackung kostet, ist die Antwort einfach. Das Projekt finanziert sich selbst und niemand muss bei der Vorstellung, dass ein solches Kunstwerk „mit seinen Steuergeldern finanziert wird“, in Schnappatmung verfallen. Spenden und Merchandising haben die 14 Millionen ermöglicht und sehr wahrscheinlich bleibt hinterher sogar noch ein sattes Plus übrig.

Mit dem Kommentar „Einfach genial!“ kann man sich schon leichter anfreunden. Wie damals bei der Verpackung des Berliner Reichstags ist es eine ganz neue Erfahrung, das Stadtbild prägende Monumente so zu entfremden, dass man gar nicht anders kann, als deren Bedeutung und Sinn für die jeweilige Stadt zu hinterfragen. Dabei gibt es enorme Parallelen zwischen den beiden Projekten „Berliner Reichstag“ und „Arc de Triomphe“. Beide Bauten haben einen sehr geschichtsgeladenen und martialischen Hintergrund. Beide gehören zu den Wahrzeichen der Städte Berlin und Paris, sind aus dem Stadtbild nicht wegzudenken. Doch was bedeuten diese Monumente tatsächlich für diese beiden Metropolen?

Einmal mehr liegt die Antwort in den Augen des Betrachters und es ist das Verdienst dieser Aktionskunst von Christo und Jeanne-Claude, dass sich die Menschen diese Fragen überhaupt stellen. Dank der Entfremdung durch diese Verpackung. Da musste man erst einmal drauf kommen…

Daher ein großes, postumes Dankeschön an die beiden Künstler, die es durch ihre zahlreichen Projekte immer wieder geschafft haben, die Welt zum Nachdenken zu bringen. Schade, dass die beiden dieses Werk nicht mehr miterleben konnten – bleibt die Hoffnung, dass sie beide lächelnd auf Wolke 7 sitzen und die Diskussionen zwischen den Menschen von dort miterleben. Denn genau diese Diskussionen wollten die beiden auslösen.

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