Schluss mit lustig… und mit Gänsestopfleber

Die Stadt Straßburg verbannt eine kulinarische Spezialität des Elsass vom Menü bei offiziellen Anlässen: die Gänsestopfleber, „Foie Gras“. Die Reaktionen sind heftig.

Das Stopfen der Gänse ist eine echte Tortur für die Tiere... Foto: L214 - Ethique & Animaux / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Die Ankündigung der Straßburger Bürgermeisterin Jeanne Barseghian platzte mitten in die Vorbereitungen des Straßburger Weihnachtsmarkts: Künftig verzichtet die Stadt bei offiziellen Anlässen darauf, ihren Gästen „Foie Gras“ zu servieren. Denn die Herstellung dieser Spezialität ist für die betroffenen Tiere eine Tortur. Das Stopfen, bei dem den Gänsen Mais in rauen Mengen in den Schlund gestopft wird, führt zu gesundheitlichen Schäden und ist schmerzhaft. Insofern ist die Entscheidung der Stadt eine gute Entscheidung, geradezu vorbildlich.

Die Franzosen essen eine Menge Dinge, die in anderen Ländern nicht so gut auf dem Speiseplan kommen. Froschschenkel sind ein Beispiel, aber auch Schnecken und anderes Getier. Auch Frischschenkel gehören zu den „No Go“-Lebensmitteln, werden den Fröschen bei lebendigem Leib die Hinterbeine abgetrennt und die so amputierten Tiere verenden in großen Bottichen. Und auch bei der Produktion von Schnecken möchte man nicht unbedingt zuschauen, aber das ist eine andere Geschichte.

Dennoch hat die Entscheidung der Stadtoberen heftige Reaktionen ausgelöst. „Nette Geste für die lokalen Produzenten“, konnte man in den sozialen Netzwerken lesen, oder auch „die wollen uns jetzt auch Weihnachten kaputt machen!“ und ähnliches Gejammer. Dazu behaupteten einige Trolle, dass man das brutale Stopfen der Gänsehälse als natürlichen Vorgang betrachten könne, immerhin würden sich die Vögel ja auch vor dem großen Flug in den Süden vollfressen, um auf dem langen Flug davon zu zehren. Was man aber nun nicht unbedingt mit dem brutalen Vollstopfen der Gänsehälse vergleichen kann.

Nun bedeutet die Entscheidung der Stadt allerdings nicht, dass die elsässischen Produzenten von Gänsestopfleber morgen arbeitslos werden. Angesichts der Tatsache, dass „Foie Gras“ auf keiner Speisekarte und bei keiner Familienfeier im Elsass fehlt, dürften die lokalen Produzenten den Wegfall der Stadt Straßburg als Kunden wohl kaum bemerken. Denn der Verzicht der Stadt auf dieses Produkt ist ja kein Verbot für die Elsässer, „Foie Gras“ zu kaufen und zu konsumieren.

Insofern ist die ganze Aufregung um diese Entscheidung völlig überflüssig. Dass die Menschen sich zur Weihnachtszeit darüber Gedanken machen, was sie da gerade essen, ist ja nun nicht falsch und dass man organisierte Tierquälerei an den Pranger stellt und sich weigert, diese zu unterstützen, ist ja in Ordnung. Gewiss, der Verzicht auf Gänsestopfleber wird die aktuellen Probleme dieser Welt nicht lösen können, aber er ist ein Beitrag zu einem Prozess des Umdenkens und das ist gut so. Und wenn die Stadt künftig bei ihren offiziellen Diners andere Spezialitäten der elsässischen Küche anbietet, werden auch alle zufrieden sein.

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