Schneckentempo auf dem „Périph“?

Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo will die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf der Stadtautobahn „Boulevard Périphérique“ auf 50 km/h senken. Die Pariser sind entsetzt.

50 km/h auf dieser Stadtautobahn? Foto: Romain.D.C. / Wikimedia Commons / CC-BY 3.0

(KL) – Der Boulevard Périphérique in Paris, diese mehrspurige Stadtautobahn, ist der Albtraum aller Autofahrer, die nicht in Paris leben und diese verrückte Rennbahn jeden Tag nutzen (müssen). Auf den 35 Kilometern des „Periph“ wird ein wilder Stiefel gefahren und Autofahrer müssen ständig auf der Hut sein, denn Motorrad- und Rollerfahrer jonglieren bei unglaublichen Geschwindigkeiten zwischen den Autos und LKWs. Die Bürgermeisterin von Paris, Anne Hidalgo, deren Beliebtheit bei der letzten Präsidentschaftswahl sichtbar wurde, als sie als Kandidatin der Sozialistischen Partei (PS) gerade mal 2 % der Stimmen erhielt, will nun die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf dem „Periph“ von 70 km/h auf 50 km/h senken. Ein echtes Ärgernis für die täglichen Nutzer, deren Weg von und zur Arbeit noch einmal verlängert werden soll.

Die 35 Kilometer Stadtautobahn, die seit 1973 um die französische Hauptstadt herumführen, waren bis 1973 auf 90 km/h begrenzt, ab 1993 dann auf 80 km/h und 2014 wurde die zulässige Höchstgeschwindigkeit weiter auf 70 km/h gesenkt. Das ist auf einer zwei- und dreispurigen Stadtautobahn schon ziemlich wenig, aber 50 km/h? Das Argument von Anne Hidalgo steht auf wackeligen Füssen: „Der Boulevard Peripherique gehört zum Stadtgebiet und in der Stadt gilt eben eine Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h.“

Die Frage steht im Raum, ob eine Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h nicht in erster Linie dem Füllen der chronisch klammen Stadtkasse diesen soll, denn ohne Prophet zu sein, kann man davon ausgehen, dass sich höchstens durchfahrende Touristen an diese Geschwindigkeitsbegrenzung halten werden, wenn überhaupt. Insofern wird es Knöllchen regnen und letztlich die Sicherheit auch nicht erhöhen, denn das würde voraussetzen, dass sich alle an diese neue Regelung halten. Doch wer auf dem Périphérique schon mal von einem 200 km/h fahrenden Motorrad überholt wurde, der kann sich nur schwer vorstellen, dass dieses Motorrad künftig im 2. Gang mit 50 km/h über die Stadtautobahn zuckelt.

Verkehrsminister Clément Beaune ist gegen die 50 km/h, doch ist die Frage, wer hier zuständig ist. Die Stadt Paris, auf deren Gebiet der Boulevard Périphérique verläuft oder der Verkehrsminister, der für den Verkehr im ganzen Land verantwortlich ist? Vorsorglich hat Clément Beaune bereits angekündigt, dass der Staat eine Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h auf der Stadtautobahn nicht genehmigen würde, doch wird die Frage Juristen beschäftigen, die klären müssen, wer hier das letzte Wort hat.

Die Nutzer des Périphérique haben jedenfalls keine zwei Meinungen und es ist zweifelhaft, ob eine solche Reduktion auf 50 km/h die Anzahl Unfälle senken oder die Umwelt sonderlich entlasten würde. Bis Ende nächsten Jahres wird man wissen, wie es auf dem „Périph“ weitergeht. Hoffentlich nicht mit 50 km/h…

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