Sie redet sich um Kopf und Kragen…

Die konservative Präsidentschafts-Kandidatin Valérie Pécresse führt einen ganz schwachen Wahlkampf. Als Rednerin unbegabt, sinkt sie mit jedem Auftritt in den Umfragen.

Valérie Pécresse - kann an keinem Mikrophon vorbeigehen, hat aber nicht viel Sinnvolles zu sagen... Foto: Jacques Paquier / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Es war ein langer Weg für die Konservative Valérie Pécresse bis zu ihrer Nominierung der konservativen Partei „Les Républicains“ (LR), für die sie sich in einer Vorwahl gegen die Alte-Herren-Riege der Partei durchsetzen musste. Xavier Bertrand, Eric Ciotti und der frühere Außenminister und Brexit-Verhandler Michel Barnier mussten aus dem Weg geräumt werden und das schaffte Valérie Pécresse. Doch seit Festlegung ihrer Kandidatur sinkt die Kandidatin mit praktisch jedem Wahlkampf- oder TV-Auftritt. Inzwischen hat sie in den Umfragen in zwei Monaten 7 % eingebüßt und dümpelt nur noch bei 12 % – fast aussichtslos, um auf den Einzug in die Stichwahl hoffen zu können.

Doch statt mal eine kurze Kommunikations-Pause einzulegen und den anderen Kandidaten die Gelegenheit zu geben, sich als unwählbar zu präsentieren, hetzt Pécresse von einem TV-Studio zur nächsten Veranstaltung und gibt überall die gleich schlechte Figur ab. Unsicher in den tagesaktuellen Dossiers, ohne ein echtes politisches Programm (mit „ich bin diejenige, die Macron schlagen kann“ überzeugt man die Franzosen auch nicht) und wenn es inhaltlich wird, nähert sich Pécresse immer mehr den rechtsextremen Positionen von Marine Le Pen und Eric Zemmour an. Doch warum sollten die Franzosen, die diesem rechtsextremen Gedankengut nahestehen, eine blasse Kopie wählen, wenn sie gerade die Wahl zwischen zwei rechtsextremen Kandidaten haben?

Nun sollte man den Umfragen möglichst wenig Glauben schenken, denn Umfragen sind heutzutage ebenso ein manipulierbares Instrument der Kommunikation wie alles andere auch. Doch erkennt man deutlich, dass gerade ein Armdrücken zwischen den Rechtsextremen stattfindet und dass es zwischen dem digital-autoritären Macron und den offen rechtsextremen Kandidaten kaum noch Platz für „normale“ Konservative gibt. Die Strategie des Pécresse-Teams zielt klar auf die falschen Wählergruppen ab. Doch so wird es nichts mit der Präsidentschaft.

Immerhin, Valérie Pécresse hat einen Vorteil gegenüber fast allen Kandidaten der völlig zersplitterten und im eigenen ideologischen Sumpf versinkenden Linken Frankreichs – ihre LR wird auf jeden Fall die Kosten für den Wahlkampf erstattet bekommen, was im linken Lager vermutlich nur für Jean-Luc Mélenchon (France Insoumise) der Fall sein dürfte.

Hinter dieser Entwicklung steckt niemand anderes als Eric Zemmour, der populistisch-nationale Kandidat macht gerade erfolgreich das, was Emmanuel Macron ebenso erfolgreich 2017 getan hatte. 2017 ließ Macron die sozialistische PS implodieren, die sich davon bis heute nicht erholt hat und, schlimmer noch, bis heute nicht wahrhaben will, dass sie zu einer Splitterpartei geworden ist, deren Ergebnisse wohl im Feld „Andere“ auftauchen werden. Zemmour kopiert dies nun bei den Rechten und das Ergebnis ist das gleiche – die Konservativen implodieren genauso wie 2017 die PS.

In weniger als zwei Monaten wird gewählt – und noch nie haben die Franzosen einen jämmerlicheren Wahlkampf erlebt als im Pandemiejahr 2. Kein einziger Kandidat, keine einzige Kandidatin entspricht dem, was die Franzosen gerne an der Spitze des Landes sehen würden. Aber auf die Idee, dass es vielleicht an den Parteien wäre, sich so zu reformieren, dass eines Tages Kandidaten aufgestellt werden können, die keine jahrzehntelange Geschichte von Korruption, Vorteilsnahme und politischem Versagen anzubieten haben, kommen die Parteien leider nicht. Sie werden solange weitermachen wie bisher, bis sie eines Tages abgeschafft werden. Allerdings sollte dann niemand überrascht sein…

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