Frankreich muss wieder in den „Lockdown“

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron verordnet dem Land einen erneuten, sehr strikten „Lockdown“, der deutlich schärfer ausfällt, als die meisten erwartet hatten.

Ob dieser strikte "Lockdown" die Lösung der Corona-Krise bringen wird? Foto: ScS EJ

(KL) – Dass die französische Regierung angesichts der katastrophalen Ausbreitung des Coronavirus mit bis zu 50.000 Neuinfektionen pro Tag reagieren muss, ist klar. Doch wissen die Franzosen heute morgen nur, dass sie ab heute Abend wieder im „Lockdown“ sind – wie dieser genau aussehen wird, das erfahren sie erst heute Abend ab 18:30 Uhr durch eine Ansprache von Regierungschef Jean Castex. Danach haben die Franzosen bis 21 Uhr Zeit, sich auf die völlig veränderten Umstände für den ganzen Monat November einzustellen. Warum Macron seiner Bevölkerung nicht wie Angela Merkel wenigstens bis Montag Zeit gegeben hat sich zu organisieren, das versteht kaum jemand.

Klar ist nur, dass der November-Lockdown demjenigen im Frühjahr mehr ähneln wird, als Macron das sagen wollte. Der einzige Unterschied wird sein, dass Kinder und Jugendlichen weiter in die Schule gehen müssen, damit die Eltern arbeiten gehen können. Ob man dadurch das Virus eindämmen kann, ist fraglich, denn es wird weiter zwischen Schule, Arbeitsplatz und Familie zirkulieren können. Ansonsten klingen die Regeln nach dem, was Frankreich bereits zwischen März und Mai erlebt hat.

Das Haus darf man nur verlassen, um zur Arbeit, zum Arzt oder zum Einkaufen zu gehen oder um sich um kranke oder gebrechliche Angehörige zu kümmern. Oder um einer Vorladung vor Gericht Folge zu leisten. Wenn man das Haus verlässt, muss man, wie im Frühjahr, eine Genehmigung ausfüllen, die dann „draußen“  von der Polizei kontrolliert werden kann. Wer ohne diese Genehmigung oder ohne triftigen Grund für den Aufenthalt im Freien kontrolliert wird, muss eine Strafe zahlen. 135 € beim ersten Verstoß, für Wiederholungstäter wird’s teurer.

Bis auf Lebensmittelgeschäfte müssen alle anderen Läden, Restaurants, Cafés, Bars, Kinos und andere geschlossen bleiben. Alle Geschäfte, die nicht „essentiell“ sind. Anders gesagt – die Menschen dürfen noch arbeiten gehen und ansonsten haben sie sich zuhause aufzuhalten.

Dazu bereitete Macron die Franzosen bereits auf die Möglichkeit vor, dass dieser zweite „Lockdown“ eventuell bis nach den Feiertagen zum Jahresende andauern könnte. Alle zwei Wochen soll die Entwicklung neu bewertet werden und dann wird die Regierung entscheiden, ob die eine oder andere Maßnahme etwas gelockert oder sogar verschärft wird.

Dieser zweite „Lockdown“ wird erneute Spuren hinterlassen, zumal er alle diejenigen eiskalt erwischt, die den ganzen Sommer gekämpft haben, um die Krise zu überwinden. Die sanitären, wirtschaftlichen und psychologischen Folgen werden heftig werden.

Die innereuropäischen Grenzen sollen offen bleiben, doch haben die deutschen Behörden bereits „Schleierfahndungen“ in einer Zone von 30 km entlang der Grenze angekündigt, um die Einhaltung der Einreisebestimmungen zu kontrollieren. „Schleierfahndungen“, die gab es im „Deutschen Herbst“, um Terroristen aufzuspüren. Und wenn im Grenzbereich „Schleierfahndungen“ durchgeführt werden, dann ist es schon ein wenig so, als würde sich die Grenze wieder ein Stück schließen.

Nun müssen wir abwarten, was heute von Jean Castex verkündet wird. Danach wissen wir, wie es im November aussehen wird. Eines steht bereits heute fest – der Monat November wird auf beiden Seiten des Rheins ziemlich grau werden. Wie es im Dezember aussehen wird, das mag man sich noch gar nicht vorstellen…

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