Bis nach Weihnachten? Oder doch bis Ostern?

Nach einer Einschätzung des Vorstandsvorsitzenden des Weltärztebunds Frank-Ulrich Montgomery müssen wir uns auf eine Fortführung des aktuellen „Lockdowns“ einstellen – eventuell bis zu Ostern.

Wie lange dieser "Lockdown" dauern wird, liegt zum grossen Teil an uns... Foto: Koffeinist / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Momentan rätselt die ganze Welt, wie sich die Covid-Pandemie weiter entwickeln wird. Nur in einem Punkt scheinen sich alle einig zu sein – die sanitären Maßnahmen werden deutlich über den 10. Januar hinausgehen. Nach einer Einschätzung des Vorstandsvorsitzenden des Weltärztebunds Frank-Ulrich Montgomery könnte der nächste Meilenstein in der Pandemie Ostern (erstes Wochenende April 2021) sein. Bis dahin ist kaum damit zu rechnen, dass sich die Situation deutlich entspannt. Denn selbst die Zielvorgabe von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner pro Woche würde noch lange nicht bedeuten, dass die Pandemie gestoppt wäre – diese Zielvorgabe bedeutet lediglich, dass es ab Erreichen dieses Werts wieder möglich wäre, Infektionsketten nachzuverfolgen und einzugrenzen. Somit müssen wir uns wohl mit dem Gedanken anfreunden, dass auch 2021 unter dem Zeichen dieses Virus stehen wird.

Sollten die aktuellen Maßnahmen konsequent eingehalten werden, könnte dieser Zielwert Ende Januar erreicht werden, wenn nichts anderes dazwischen kommt. Doch das sind bereits zwei Konjunktive zu viel, um sich darauf verlassen zu können. Angesichts der zahlreichen Mutationen dieses Virus sind wir leider auch 2021 nicht vor bösen Überraschungen geschützt.

Nun heißt es also, aus den Fehlern der Monate Mai / Juni zu lernen. Die damaligen Lockerungen der Maßnahmen hatten in vielen Ländern das falsche Signal ausgesandt – viele Menschen glaubten damals, die Krise sei überstanden, es begann der Sommer und die Menschen wollten nur noch eines: Den Sommer genießen und in Urlaub fahren. Doch genau das war der Fehler, der, wie es viele damals vorausgesagt hatten, konsequent in die zweite Welle führte. Diese Fehler sollten nun in der zweiten Welle vermieden werden, wollen wir dieses Virus nicht auf Jahre bei uns haben.

Für Frank Ulrich Montgomery ist die Lage ernst, aber handhabbar. Voraussetzungen für den Weg aus der Krise sind die Einhaltung der sanitären Regeln und ein erfolgreicher Verlauf der Impfungen, wobei bereits heute klar ist, dass viele erst 2022 geimpft werden können, da vorher Verfügbarkeit des Impfstoffs und die Impflogistik dafür sorgen, dass nicht mehr Impfungen abgewickelt werden können. Also bis (mindestens) Ostern?

Was Frank Ulrich Montgomery allerdings als Mediziner nicht im Kalkül hat, sind die unendlich vielen „Nebenwirkungen“ des Virus SARS-CoV-2. Diese reichen von einer ernsthaften Gefährdung der Volksgesundheit bis zum Einbruch der Wirtschaft, was wiederum Depressionen und selbst Suizide zur Folge haben wird. Dazu kommt, dass momentan viele Krankenhäuser darüber klagen, dass zahlreiche Patienten anderer Krankheiten ihre Interventionen verschieben oder erst gar nicht zum Arzt oder ins Krankenhaus gehen, aus Angst, sich dort anzustecken. Zu diesen Phänomenen liegen noch nicht einmal Zahlen vor, weswegen diese Parameter bislang überhaupt nicht seriös erfasst werden können.

Ob und wie die verschiedenen Maßnahmen greifen, wird man sehen. Am wichtigsten ist es momentan, dass die Menschen lernen, diese Maßnahmen nicht nur theoretisch (und für die anderen…) zu begrüßen, sondern sie konsequent anzuwenden. Denn die einzigen, die diese Pandemie stoppen können, sind wir selber. Indem wir in den sauren Apfel beißen, Abstand halten und Masken tragen. Angesichts von 952 Toten am Dienstag ist das vielleicht ein „Opfer“, das man wirklich bringen kann.

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