Sozialneid oder Umweltschutz?

Gestern stimmten die Einwohner von Paris über eine spektakuläre Erhöhung der Parkgebühren in der Pariser Innenstadt ab. 3 Stunden Parken kosten künftig 72 Euro, aber nur für SUVs!

SUVs passen in kaum eine Parklücke und sind wenig zeitgemäss. Aber die Abstimmung in Paris ist trotzdem seltsam. Foto: Navigator84 / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Die meisten Städte Europas versuchen gerade, ihre Innenstädte autofrei zu gestalten. Das einfachste Mittel hierfür sind die Parkgebühren, die in den letzten Jahren bereits so teuer geworden sind, dass man sich tatsächlich zweimal überlegt, ob man in die Stadt fährt oder nicht. Doch das nun gezielt gegen SUVs vorgegangen wird, wirft Fragen auf.

Wer in Paris künftig seinen SUV in der Innenstadt parken will, muss dreimal mehr bezahlen (72 Euro für 3 Stunden oder 225 Euro für 6 Stunden) als beispielsweise der Besitzer eines Kleinwagens oder auch einer großen Limousine. Die zahlen nämlich künftig dreimal weniger als die Besitzer von SUVs, wobei man sich natürlich auch die Frage stellen darf, wofür man in einer europäischen Großstadt ein Fahrzeug braucht, das eher für den australischen Outback als für die engen Gassen einer Innenstadt geeignet ist.

Auch ist klar, dass die Luftverschmutzung in den Städten ein riesiges Problem ist, vor allem wenn man bedenkt, dass jedes Jahr Zehntausende Menschen an den Folgen dieser Luftverschmutzung sterben. Doch erfordert das nicht vielmehr eine generelle Politik als ein gezieltes Vorgehen gegen SUVs?

Für die Hersteller solcher Fahrzeuge muss sich nun die gleiche Frage stellen – lohnt es sich noch, SUVs zu bauen? Außer zum Angeben nützen diese Autos in der Stadt tatsächlich nicht viel, Parkplätze gibt es kaum noch und die Stimmung in der Bevölkerung gegen diese Straßenmonster ist in der Tat sehr negativ. Dennoch ist das selektive Vorgehen gegen diese Fahrzeuge seltsam, denn es gibt auch viele andere Fahrzeuge, die groß sind, die kaum in enge Parklücken passen, die stark die Umwelt belasten. Aber warum sind dann Luxus-Limousinen (von denen es in Paris auch viele gibt…) nicht von dieser Maßnahme betroffen?

Bei der Abstimmung in Paris ging es eben nicht nur um den Umweltschutz (zumal viele der Besitzer solcher teurer SUVs durchaus in der Lage sind, auch die erhöhten Parkgebühren zu bezahlen), sondern auch um Sozialneid. Denn Fahrer von SUVs zählen zu den „Reichen“ und denen eins auszuwischen, das war gestern für viele Personen, die sich an der Abstimmung beteiligten, ein Grund für diese Erhöhung zu stimmen.

Wenn man die Städte autofrei gestalten will, was ja viel Sinn macht, sollte man generell gegen Autos in den Innenstädten vorgehen und gleichzeitig den Öffentlichen Nahverkehr ausbauen und deutlich billiger oder kostenlos machen. Aber das gezielte Vorgehen gegen einen Autotyp ist seltsam und wird letztlich der Luftqualität in den Innenstädten wenig bringen. Wie so oft: Gut gedacht, schlecht gemacht…

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