STOP! Hört sofort mit diesem Schwachsinn auf!

Die Mächtigen der Welt manövrieren sich gerade in eine höchst gefährliche Situation hinein. Die am Ende des Tages nur einem nützt – dem Islamischen Staat.

Ein solches russisches Flugzeug vom Typ SU-24 wurde gestern über Syrien abgeschossen. Und wir müssen aufpassen, dass der Syrien-Konflikt nicht zum Weltkrieg ausartet. Foto: Mil.ru / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Es ist unglaublich – die Attentate von Paris haben so ziemlich genau den Effekt gehabt, den die Terroristen erreichen wollten. Die Weltpolitik geht diesen Verbrechern auf den Leim und lässt sich gerade in einen Konflikt ziehen, an dessen Ende es nur einen Gewinner geben kann: die Terroristen des IS. Merkt das eigentlich niemand?

Die Fakten: Gestern wurde ein russisches Flugzeug des Typs SU-24 abgeschossen. Nach russischen Angaben einen Kilometer hinter der syrisch-türkischen Grenze, ohne den türkischen Luftraum verletzt zu haben, nach türkischen Angaben nach einer Verletzung des türkischen Luftraums, aufgrund derer man das Flugzeug mehrfach aufgefordert habe, diesen zu verlassen. In 6000 Metern Höhe wurde das Flugzeug abgeschossen, die Piloten, über deren Schicksal man bisher nur Widersprüchliches weiß, sind entweder tot oder von Assad-Gegnern festgenommen worden.

Seit dieses Zwischenfalls überschlagen sich alle mit Drohgebärden. Putin spricht davon, dass die Türkei der Front gegen den IS „in den Rücken gefallen sei“, dass die Türkei den IS unterstütze und die Türkei trommelte in Brüssel die NATO zusammen, denn immerhin ist die Türkei NATO-Mitglied und sollte Russland einen Vergeltungsschlag gegen die Türkei führen, wäre die NATO vertraglich verpflichtet, den Türken militärisch beizustehen. Was hier ein wenig juristisch klingt, wäre dann der Krieg, den angeblich niemand will und für den die Supermächte Russland und USA seit Jahrzehnten das richtige Schlachtfeld suchen – Russland gegen die NATO. Und das wäre dann der III. Weltkrieg.

Und nun kommt die Zeit, wo wir unseren politisch Handelnden sehr genau auf die Finger schauen müssen, wenn wir uns nicht in den III. Weltkrieg hinein ziehen lassen wollen. Die Zeit, in der wir eventuell in die Lage kommen, dass wir zivilen Widerstand gegen die Kriegstreiberei, den Hass, die Spaltung Europas, die Spaltung unserer Gesellschaften leisten müssen.

Es gibt, entgegen anderer Meldungen, keine „Allianz gegen den IS“. Russland und der Iran unterstützen den syrischen Diktator Bachir al-Assad und haben wohl lieber einen Massenmörder als Handelspartner, als sich auf eine politisch instabile Situation in Syrien einzulassen. Der IS geht zwar auch Russland und dem Iran auf die Nerven, stört aber so lange nicht allzu sehr, wie dieser seine Attentate im Westen vollübt.

Wo „der Westen“ anfängt, ist heute unklarer denn je. Die Türkei unter Führung von Recep Tayyip Erdogan, dem die EU aufgrund ihrer Unfähigkeit, die Flüchtlingsfrage solidarisch und europäisch zu lösen, die absolute Mehrheit bei den Wahlen in der Türkei geschenkt hat, steht schon seit längerem im Verdacht, mit dem IS und dessen Fundamentalismus zu sympathisieren, mit dem IS Handel zu treiben und nichts dagegen zu unternehmen, dass das Land weiter die Transitstation für westliche Unterstützer und potentielle Kämpfer des IS ist. Fängt also „der Westen“ in der Türkei an? Oder doch schon die Einflußzone des IS? Wer steht eigentlich auf wessen Seite?

Die Position der USA ist eindeutig: So lange man Bomben auf Syrien abwerfen kann, sichert man Arbeitsplätze in den USA. Nichts ist schädlicher für die Waffenindustrie als Frieden. Assad mögen die Amerikaner nicht und das kann man verstehen. Allerdings mögen die Amerikaner auch die „Rebellen“, die Kurden und den IS nicht. Die Europäer sind, wie immer, völlig uneins, was die Bewertung der Lage in Syrien angeht. Frankreich und Großbritannien bombardieren Stellungen des IS, was das Zeug hält, Deutschland denkt nach, ob man nicht doch besser mal mit Assad redet und die anderen europäischen Staaten halten sich geflissentlich heraus, wenn die Großen mit dem Säbel rasseln. Besorgt sind sie alle. Und steuern dennoch zielsicher auf ein Desaster zu.

Wir alle müssen heute aufmerksamer sein als je zuvor seit dem II. Weltkrieg. Wenn wir weiter zusehen, wie die Spannungen zwischen den Blöcken eskalieren, passiert genau das, was die Terroristen mit ihren Anschlägen in Paris und anderswo bezwecken – die völlige Spaltung der Weltgemeinschaft, idealerweise eine kriegerische Auseinandersetzung zwischen Russland und der NATO, eine Schwächung der ganzen Welt, um dann in aller Ruhe dieses durchgeknallte Kalifat Schritt für Schritt weiter aufbauen zu können.

Da die NATO ein Bündnis ist, das im Dienst demokratisch gewählter Regierungen steht, ist der Souverän der NATO am Ende des Tages die Bürgerschaft der NATO-Mitgliedsstaaten. Das bedeutet nicht mehr und nicht weniger, als dass alles, was jetzt von der NATO beschlossen wird, in unser aller Namen geschieht. Wenn wir damit nicht einverstanden sein sollten, dann müssen wir das laut und deutlich kundtun.

Wie ärgerlich – eigentlich hatten wir für die Adventszeit anderes vorgehabt, als für den Weltfrieden demonstrieren gehen zu müssen…

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