The day after…

Am 25. Dezember erschien der Weihnachtsmarkt in Straßburg wie ein lange zurück liegendes Ereignis. Und irgendwie waren alle froh, dass er reibungslos über die Bühne gegangen war.

Schon am 25. Dezember war die 445. Ausgabe des Weihnachtsmarkts in der Europahauptstadt vorbei... Foto: Eurojournalist(e)

(KL) – Die 445. Ausgabe des traditionellen Straßburger Weihnachtsmarkts war so wie keine zuvor. Angst vor Anschlägen, Militär und eine ganz seltsame Stimmung prägten die Atmosphäre dieses Touristenmagneten, der vermutlich nur stattfand, weil zahlreiche der Unternehmen, die ihre Stände auf diesem Weihnachtsmarkt hatten, ansonsten bis zu 60 % ihres Jahresumsatzes eingebüßt hätten. Und weil der Weihnachtstourismus auf Jahre hinaus unter einer Absage gelitten hätte. Anders als in anderen Jahren war am 24. Dezember alles vorbei. Normalerweise dauert der Weihnachtsmarkt in Straßburg bis zum 31. Dezember, doch nicht in diesem seltsamen Jahr.

Die Maßnahmen, mit denen die Sicherheit in der Straßburger Innenstadt gesteigert werden sollte, waren beeindruckend. Überall in der Stadt patrouillierten Militärs in Sechsergruppen, in Kampfanzügen und mit Maschinenpistole im Anschlag, die Tram ignorierte tapfer die zentralen Haltestellen „Homme de Fer“ und „Broglie“, die Zugänge zur Innenstadt und großen Einkaufszentren wurden „gefiltert“, sprich, man wurde kontrolliert und musste seine Taschen öffnen, sich gelegentlich auch abtasten lassen. Ob diese Maßnahmen tatsächlich die Sicherheit steigerten oder eher die Beunruhigung der Bevölkerung und Besucher, das lässt sich kaum bewerten, nichtsdestotrotz sorgten diese Maßnahmen auch dafür, dass keine rechte Stimmung aufkommen wollte.

Das lag allerdings auch am Wetter, das so gar nichts Weihnachtliches an sich hatte. Temperaturen, die bis kurz unter die 20 Grad-Marke reichten, eine Art Spätsommer in der Adventszeit, der Schock der Attentate von Paris, all das sorgte dafür, dass es kein Weihnachtsmarkt wie jeder andere war. Es lag etwas Trotziges in der 445. Ausgabe dieses Weihnachtsmarkts und schon am nächsten Tag, dem 25. Dezember, war alles nur noch eine Erinnerung.

Die Straßen waren wie leergefegt, die Dekorationen waren kaum mehr als ein Souvenir und es lag an diesem Abend eine Art kollektiver Erleichterung über der Stadt: „Alles nochmal gut gegangen…“. Doch auch, wenn Straßburg menschenleer ist, bleibt die Europahauptstadt einfach wunderschön. Ja, fast noch schöner, als wenn hektische Geschenkejäger und Vorbereiter üppiger Festtafeln mit Plastiktüten behangen durch die City eilen – ohne die Menschen in der Innenstadt erwacht in Straßburg der Geist von Gutenberg, der großen Humanisten und des Europas, das wir uns wünschen.

Hoffen wir gemeinsam, dass auch die kommenden Zeiten in der elsässischen Metropole so ruhig bleiben wir in der Adventszeit, dass auch irgendwann die Militärs aus dem Stadtbild verschwinden und dass das Leben wirklich bald wieder zur Normalität zurückfindet. Am 25. Dezember hatte man am Abend das Gefühl, dass dies schon bald der Fall sein könnte.

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