Morgen beginnen die Schein-Referenden

Obwohl niemand außer Belarus, Nord-Korea und Russland die Ergebnisse der „Referenden“ in Luhansk, Donetzk und Cherson anerkennen wird, zieht Putin seine Strategie durch.

Dafür, dass es nicht allzu viele "Nein-Stimmen" gibt, werden Putins Schergen schon sorgen. Foto: Unknown author / Wikimedia Commons / CC0 1.0

(KL) – Vom 23. bis 27. September organisieren die russischen Besatzer in den okkupierten Oblasten Luhansk, Donetzk und Cherson so genannte „Referenden“ über einen Beitritt dieser ukrainischen Regionen zur Russischen Föderation. So abstrus diese „Volksentscheide“ in besetzten Regionen auch sein mögen, für Putin sind sie wichtig. Denn sie garantieren ihm, dass er innenpolitisch die nächste Eskalationsstufe des Ukraine-Kriegs kommunizieren kann. Die notwendigen Dekrete und Gesetze für die nächste Stufe dieses barbarischen Kriegs hat der Kreml rechtzeitig vor der Teilmobilmachung von zunächst 300.000 Reservisten erlassen.

Im russischen Narrativ wird Russland die nächsten Eskalationsstufen in diesem Krieg einläuten, sobald die dann im russischen Verständnis zur Russischen Föderation gehörenden ukrainischen Regionen um militärische Hilfe vom großen Bruder in Moskau werden. Die wird dann aus zwei Richtungen kommen: aus dem Osten und aus dem Norden aus Belarus. Wer gedacht hatte, dass die Ukraine nun schnell die besetzten Regionen zurückerobert und den Krieg gewinnt, der ist unserer eigenen Propaganda aufgesessen. Dieser Krieg geht nun in die nächste Runde.

Putin wird es egal sein, ob irgendjemand auf der Welt diese neuen, „unabhängigen“ Staaten anerkennt oder nicht. Er braucht den dann kommenden „Hilferuf“ dieser zwangsrussifizierten ukrainischen Regionen, um den Krieg in Russland als „Krieg“ bezeichnen zu können und noch aggressiver in der Ukraine handeln zu können. Wohin die Eskalation geht, sagte der in der Kritik stehende Verteidigungsminnister Schoigun: „Wir kämpfen nur ein wenig gegen die Ukraine, aber vor allem gegen den Westen“.

Das Ergebnis dieser „Referenden“ steht natürlich bereits fest, dafür werden Putins Schergen in den besetzten Regionen schon sorgen. Und dann wird die Situation immer kritischer werden.

Dieser Krieg wird immer gefährlicher. Putin scheint entschlossen zu sein, seine Strategien durchzuziehen, was immer auch der Preis dafür sein mag. Das Hoffen des Westens „also so weit wird er nun wirklich nicht gehen“ ist realitätsfremd, seit einem halben Jahr beweisen Moskaus Truppen, dass ihnen keine Barbarei fremd ist und dass bei ihnen ein Menschenleben nichts zählt. Man darf gespannt sein, wann NATO-Truppen in der Ukraine aktiv werden, denn das wird der Zeitpunkt sein, zu dem der III. Weltkrieg beginnt und die Situation völlig aus dem Ruder läuft.

Doch so lange beide Seiten nur über einander sprechen, aber nicht miteinander, wird diese Eskalation nicht aufzuhalten sein. Mit allen katastrophalen Konsequenzen, von denen wir bisher nur einen ganz kleinen Vorgeschmack erleben. Die Menschheit ist verrückt geworden.

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