Und plötzlich wurde die CDU zur SPD…

Die CDU hat sich selbst in eine tiefe Krise gestürzt. Und stellt erschreckt fest, dass Angela Merkel wohl doch besser einen Nachfolger aufgebaut hätte...

Warum die CDU beschlossen hat, die SPD zu imitieren, ist rätselhaft... Foto: Bayreuth2009 / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Was hat sich die CDU über die, zugegebenermaßen, schwerfällige und fast schon peinliche Suche der SPD nach einer neuen Parteispitze lustig gemacht! Fast ein halbes Jahr quälten sich die Sozialdemokraten durch einen bislang nicht gekannten Auswahlprozess, der am Ende zwei Hinterbänkler an die Parteispitze spülte – nicht etwa, weil die so überzeugend waren, sondern weil sie die einzigen waren, auf die man sich am Ende einigen konnten. Und nun ist die CDU an der Reihe. Zusammen mit dem Trauerspiel, das die CDU in Thüringen abzieht, wird sie wohl in der Wählergunst recht bald die SPD eingeholt haben. Die Dinosaurier sterben aus.

Die CDU kommt gar nicht mehr aus den Fallen heraus, die sie sich selbst gestellt hat. Zuerst verheizte Angela Merkel ihre designierte Nachfolgerin Annegret Kramp-Karrenbauer (sehr zur Erleichterung vieler ausländischer Journalisten, die diesen Namen nicht aussprechen konnten…), indem sie ihr Aufgaben übertrug, an denen AKK nur scheitern konnte. Da war zuerst die Antwort auf Emmanuel Macrons Europa-Vorschläge, die Frau Bundeskanzlerin von der frisch gekürten CDU-Chefin beantworten ließ, die inhaltlich schwach und im Ton daneben antwortete. Aber es wäre Aufgabe der Kanzlerin gewesen, eine Antwort zu schreiben und nicht die gerade erst aus dem Saarland eingetrudelte AKK in den steifen Wind der internationalen Diplomatie zu schicken.

Danach folgte die Höchststrafe – die Ernennung zur Verteidigungsministerin. Ein Job, in dem man nichts gewinnen kann. Das Verteidigungsministerium, das eine faktisch nicht einsatzfähige und jämmerlich ausgerüstete Bundeswehr führen soll, geschüttelt von Skandalen wie dem „Beraterskandal“ ihrer Vorgängerin Ursula von der Leyen, die rechtzeitig nach Brüssel wegbefördert wurde, bevor dieser Skandal richtig losgetreten wurde, ist ein Schleudersitz. Auf dem AKK auch keine gute Figur abgab, vor allem, als sie mehr Auslandseinsätze der Bundeswehr forderte. Das klang ein wenig so, als habe man AKK falsch informiert – das von ihr geleitete Ministerium heißt „Verteidigungsministerium“ und nicht „Kriegsministerium“. Ohne eine „Hausmacht“ in Berlin konnte AKK nur scheitern. Und nun?

Die vier Musketiere ? – Inzwischen stehen vier Kandidaten für den Vorsitz der CDU auf der Matte. Vier Männer, von denen jeder eine andere Klientel bedient, keiner aber in der Lage zu sein scheint, die CDU zu einen und in die Zukunft zu führen. Friedrich Merz ist der ideale Kandidat für FDP-Wähler. Der Blackrock-Manager, der vor nicht allzu langer Zeit armen Menschen empfohlen hatte, sie mögen doch in Aktien investieren, steht für einen ungezügelten Wildwest-Kapitalismus, der selbst in der CDU nicht unumstritten ist. Jens Spahn ist mit seiner nassforschen und oft unüberlegten Art für alle CDU-Mitglieder über 60 kaum wählbar – doch das ist die Altersklasse, aus der typische CDU-Wähler kommen. Armin Laschet macht im Karneval in der Bütt zwar eine hervorragende Figur, doch fehlt dem Dauerlächler Laschet ein wenig das Charisma. Neu im Rennen ist Jürgen Rüttgers, der schon unter Helmut Kohl Minister war und als Inkarnation eines Neuanfangs der CDU mit 68 Jahren auch nicht richtig ‘rüberkommt. Verständlich, dass Armin Laschet ankündigte, dass man im Idealfall vor den Sommerferien einen neuen Parteivorsitzenden habe. Sprich – die Kür wird nicht viel kürzer sein als bei der SPD…

Dazu disqualifiziert sich die CDU gerade in Thüringen durch wahltaktische Manöver, nachdem sie selbst im Sündenfall der gemeinsamen Wahl des thüringischen Ministerpräsidenten mit den Stimmen von AfD und FDP diesen Präzedenzfall geschaffen hatte. Momentan kann die CDU Probleme schaffen, ist aber nicht bereit, an Lösungen mitzuwirken. Konsequenz – in Thüringen rutscht die CDU in den Umfragen gerade in den Keller und sträubt sich deshalb mit Händen und Füssen gegen jede Lösung, die mit Neuwahlen enden würde. Diese offensichtliche Missachtung des Wählerwillens bestärkt die AfD und Die Linke in Thüringen und je länger die CDU sich einer demokratischen Lösung der Situation in Thüringen verweigert, desto weiter wird sie an Zuspruch verlieren.

Die SPD hat das alles schon erlebt und versucht gerade unter großen Schwierigkeiten, nicht völlig in der politischen Bedeutungslosigkeit zu versinken. Warum die CDU, dieses Beispiel vor Augen habend, nun genau den gleichen Weg einschlägt, das ist schwer nachzuvollziehen. So ist es eben, wenn Dinosaurier aussterben…

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