USA – Iran: Cui bono?

Die USA bereiten sich sehr konkret auf einen neuen Krieg in der Golf-Region vor. Dabei läuft alles so ab wie immer – die USA legen höchst zweifelhafte „Beweise“ vor und verlangen von den Partnern mitzumachen.

Um Terror-Unterstützer wie den Iran zu bekämpfen arbeitet US-Aussenminister Pompeo gerne mit anderen Terror-Unterstützern wie dem saudischen König Salman zusammen. Foto: Ron Przysucha / US Department of State from United States / Wikimedia Commons / PD

(KL) – Im Politikersprech nutzt man seit Jahren den Begriff der „Koalition der Willigen“, was nichts anderes bedeutet als Kriegs-Koalitionen, bei denen die USA ihre NATO- und sonstigen Partner dazu verpflichten, ihre eigenen Kriegspläne aktiv zu unterstützen. Kein Wunder, dass Donald Trump permanent von den NATO-Partnern, vor allem aber von Deutschland, einfordert, dass die Rüstungsausgaben 2 % des BIP betragen sollen. Aber wem soll ein erneuter Iran-Krieg nützen?

US-Außenminister Mike Pompeo reist gerade hektisch durch die Welt, um Partner für einen Krieg gegen den Iran zu finden. Dabei braucht Pompeo keine harten Fakten oder gar echte Beweise, es reicht schon, dass er seine persönliche Meinung zum Besten gibt: „Der Iran ist der größte Sponsor des Terrors auf der Welt“. Eigentlich dachten wir immer, dass Saudi-Arabien der größte Sponsor islamistischen Terrors auf der Welt sei, aber da Saudi-Arabien zu den Partnern der USA zählt, terrorisiert Riyad eben „außer Konkurrenz“ und man bekämpft lieber den Iran.

Dass das Mullah-Regime in Teheran nicht unbedingt nach Codes funktioniert, wie wir sie gerne in unseren Ländern anwenden (zumindest in der Theorie), ist eine Sache – der Vorwurf der Unterstützung internationaler Terrorgruppen eine andere. Nach den zahllosen Lügen, mit denen die US-Administration seit Jahrzehnten ihre kriegerischen Handlungen rechtfertigt, fällt es schwer, in der aktuellen Situation amerikanischen Politikern Glauben zu schenken.

Die USA, einst eine Art „Weltpolizei“, sind heute zum gefährlichsten Kriegstreiber der Welt geworden. Die Situation in der Golfregion ist nach den Angriffen auf zwei Tanker im Golf von Aden mehr als gespannt, spezielle seit dem Abschuss einer amerikanischen Drohne (wobei die Amerikaner behaupten, der Abschuss sei im internationalen Luftraum erfolgt, während die Iraner sagen, dass der Abschuss über iranischem Hoheitsgebiet stattfand. Da es beide Parteien mit der Wahrheit nicht so genau nehmen, ist es mehr als schwierig, ein genaues Bild der Situation zu erhalten.

Eine erneute „Koalition der Willigen“, wie beispielsweise im Syrien-Konflikt, bei dem es die USA schafften, NATO-Partner wie Großbritannien und Frankreich aktiv in die Bombardierung Syriens zu involvieren (und selbst Deutschland dabei logistische Hilfe leistete), sollte unbedingt vermieden werden. Zumal nach wie vor die Frage im Raum steht, was diese neuen Spannungen eigentlich bezwecken. Cui bono – wem nützt dieser Krieg? Irgendjemand anderem als der amerikanischen Rüstungsindustrie?

Vom Weltpolizisten zum Gefährder des Weltfriedens – die USA sind gerade dabei, einen Weg einzuschlagen, der die Welt ins Chaos stürzen kann.

Hoffen wir, dass Angela Merkel und Emmanuel Macron ebenso vernünftig sind wie Jacques Chirac und Gerhard Schröder sind, als diese sich 1991 weigerten, am Golf-Krieg zu beteiligen (was sich später als völlig richtig erwies, als sich die amerikanischen „Beweise“ für die Existenz von Fabriken für chemische Waffen als Fälschungen erwiesen. Europa darf den USA nicht in einen neuen Krieg folgen, der die Golf-Region aus Jahre hinaus in ein Pulverfass verwandeln wird.

Zumal diese kriegerischen Handlungen der USA nicht unbedingt das gewünschte Ziel bringen. So gab es nach Angaben verschiedener Geheimdienste vor 1991 weltweit rund 800 sogenannte „Schläfer“, also potentielle Terroristen, die jederzeit aktiviert werden können. Heute, nach Jahrzehnten der amerikanischen „Befriedung“ der Region, schätzt man die weltweite Zahl von „Schläfern“ auf 800.000 ein. Es ist leider das Ende einer langen, tiefen Freundschaft – die USA sind nicht mehr unsere Freunde, sondern werden immer mehr zu einer potentiellen Bedrohung. Und die ist mehr als konkret.

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