Vatertag

Heute ist nicht nur Christi Himmelfahrt, sondern auch traditionell Vatertag in Deutschland. Und man sollte sich der Erkenntnis stellen, dass wir viel mehr in die „Ausbildung“ von Vätern investieren sollten.

Vater und Sohn - eine tolle Einheit. Auch ohne Bollerwagen und Besäufnis... Foto: Onkelbo / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Der Vatertag ist in der Regel mit Bildern assoziiert, die man am liebsten schnell wieder vergessen würde. Männer in Shorts, die rund um einen mit Alkoholika gefüllten Bollerwagen marschieren, zumeist schon eine Flasche in der Hand, auf dem Weg zu einem Besäufnis mit Naturerlebnis. Weit und breit kein Kind zu sehen… Aber zum einen wird dieses kollektive Väter-Besäufnis in diesem Jahr kaum in dieser Form stattfinden können und zum anderen könnte man diesen Tag auch durchaus nutzen, sich über die Väter in unserer Gesellschaft Gedanken zu machen.

Eine Nachricht ließ in den letzten Tagen aufschrecken – noch nie sind derart viele Kinder malträtiert worden wie in der Zeit des Lockdowns. Kinderärzte berichten von Schüttel-Traumata, von Knochenbrüchen und Blutergüssen, die alle auf direkte Gewalteinwirkung zurückzuführen sind. Offenbar gibt es viele Väter, die ihre eigene Frustration über den Lockdown brutal an ihren Kindern ausgelassen haben. Die Ärzte sprechen von vielen „Ersttätern“, was wiederum darauf hinweist, dass es viele Väter nicht gewohnt sind, viel Zeit in Anwesenheit ihrer Kinder zu verbringen. Vermutlich sind das auch die Väter, die heute hinter dem Bollerwagen hinterher torkeln und sich selber feiern.

Zum Glück gibt es natürlich auch andere Väter, nämlich diejenigen, die ihren Kindern nahe stehen und sich entsprechend liebevoll um sie kümmern. Diese Väter werden den heutigen Tag bestimmt eher mit ihren Kindern verbringen und sich freuen, so tolle Kinder zu haben.

Was aber macht den Unterschied aus, ob jemand ein „guter“ oder ein „schlechter“ Vater ist? Natürlich prägen die eigenen Erfahrungen mit den eigenen Eltern auch das spätere Verhalten mit den eigenen Kindern. Wer als Kind Gewalt erlebt hat, der übt später auch leichter Gewalt gegen die eigenen Kinder aus. Das ist bekannt. Aber es ist kein Naturgesetz, dass Opfer von Gewalt automatisch auch zu Tätern werden.

Das wiederum legt den Gedanken nahe, dass viel mehr für die „Ausbildung“ von Vätern getan werden muss. Die Spiralen der Gewalt müssen reflektiert und durchbrochen werden und das ist durchaus möglich.

Feiern wir also heute die Väter. Feiern wir diejenigen Väter, die für ihre Kinder da sind und gerne Zeit mit ihnen verbringen, sie aufwachsen sehen, ihnen Werte vermitteln und die sich darüber freuen, wie sich die Kinder entwickeln. Diesen Vätern wünschen wir einen wunderschönen Vatertag und den anderen, dass sie sich ihrer Verantwortung für ihre Kinder bewusst werden. Wenn sie wieder nüchtern sind.

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