Vogelgrippe und Schweinepest – die übersehenen Pandemien

Covid-19 ist schon eine üble Pandemie. Aber das Virus SARS-CoV-2 ist nicht das einzige Virus, das gerade unterwegs ist. Ein Hilferuf der Natur?

Ein Küken im Endstadium der Vogelgrippe H9N2... Foto: Lucyin / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(Karl-Friedrich Bopp) – Das Covid-19-Virus hält uns weiterhin in Atem. Es betrifft und bedroht uns persönlich. Die zweite Welle ist noch nicht durch und schon hören wir von einer möglichen dritten, wahrscheinlich im Januar/Februar des nächsten Jahres. Nur, im Augenblick gibt es zwei weitere Pandemien zu bekämpfen, auch wenn sie „lediglich“ Tiere betreffen – die Vogelgrippe und die Schweinepest. Ein Zufall?

Die Vogelgrippe. Tausende Vögel, Hennen und Enten wurden in Europa bereits getötet. In Korsika ein paar hundert Hennen. Im Westen Frankreichs 18 000 Enten. In Dänemark 25 000 Vögel, in den Niederlanden 200 000. Auch in Deutschland wurde inzwischen der Vogelgrippevirus H5N8 nachgewiesen und die Schlachtung von Tausenden von Puten, Hennen und Enten wurde bereits angeordnet. Bisher gibt es keine Hinweise darauf, dass sich auch Menschen mit dem Vogelgrippevirus infizieren können.

Die (afrikanische) Schweinepest. Letzten September erstmals in Brandenburg und dann in Sachsen nachgewiesen, wurden inzwischen in ganz Deutschland Maßnahmen ergriffen, um schweinehaltende Betriebe zu schützen und die Verbreitung der Seuche zu verhindern. Auch die Schweinepest ist eine Virusinfektion, die für Wild- und Hausschweine tödlich verläuft. Da in Deutschland bisher ausschließlich Wildschweine von der afrikanischen Schweinepest betroffen sind, mussten bisher noch keine Hausschweine getötet werden. Allerdings, wirtschaftlich ist die Schweinepest für die Betriebe bereits jetzt ein Fiasko. Mehr als 600 000 Schweine warten auf ihre Schlachtung, da von einem Tag auf den anderen der chinesische Markt weggebrochen ist. Auch von diesem Virus wird uns berichtet, dass er wahrscheinlich für Menschen keine Gefahr darstellt.

Also kein Grund zur Sorge? Kümmern wir uns um das Covid-19 Virus, machen ihm mit den kommenden Impfstoffen den Garaus und dann können wir endlich wieder leben wie vorher? Ist es wirklich so einfach? Ist das Auftreten aller drei Viren zur gleichen Zeit nicht eher ein Alarmsignal?

Wir Menschen greifen immer mehr in die Lebensräume der Tiere ein – auf Kosten der Biodiversität. All diese Viren können als Zeichen gedeutet werden, dass die Natur sich anfängt zu wehren. Wenn wir unsere Gewohnheiten nicht ändern, könnten uns vielleicht noch viel schlimmere Pandemien bevorstehen. Hinzu kommt, dass wir in einer Welt leben, in der wir immer enger miteinander verbunden sind. Von einem Ende der Welt ans andere zu reisen, ist kein Problem mehr. Die Ausbreitung eines Virus passiert heutzutage schneller denn je.

Es sind wir, die Menschen, die die Natur stressen, indem wir den Wildtieren den Lebensraum wegnehmen und sie dadurch in Panik versetzen. Die Natur reagiert und verbreitet Viren, die mutieren und dann auf den Menschen überspringen. Je stärker wir die Biodiversität der Erde einschränken, Natur- und Lebensräume zerstören und dadurch Wildtiere stressen, desto grösser die Wahrscheinlichkeit, dass in Zukunft noch viel gefährlichere Viren auf den Menschen übertragen werden, die wahrscheinlich noch schlimmere Pandemien auslösen werden.

Die Zeit nach dem Covid-19-Virus muss heute vorbereitet werden. Wir Menschen müssen unser Verhalten ändern und der Natur wieder Raum zurückgeben. Die noch übrig gebliebene Artenvielfalt der Tiere muss erhalten bleiben. Der Schutz unseres Planeten geht uns alle an und die aktuelle sanitäre Krise muss ein Weckruf sein. Wir müssen aufwachen und der Realität ins Auge schauen. Die Natur hat angefangen sich zu wehren.

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