Von Ravello lernen heißt Kultur lernen

Das Sommerfestival von Ravello an der italienischen Amalfi-Küste lockt die Weltstars der klassischen Musik an. Höhepunkt ist ein Konzert um 5 Uhr morgens. Umwerfend.

Für einen solchen Moment loht es sich, mitten in der Nacht auszustehen... beispielhaft! Foto: Eurojournalist(e)

(KL) – Die italienische Amalfi-Küste gehört zu den schönsten Orten Italiens. Eine Küste, die ein wenig an die Côte d’Azur erinnert, hübsche Orte, Zitronen, wo man hinschaut und Berge und Meer sorgen für eine Kulisse, die einfach wunderschön ist. Im kleinen Ort Ravello, wo unter anderem Enrico Caruso ein Haus hatte, findet jeden Sommer ein Festival der klassischen Musik statt, das seit ein paar Jahren um Größen des Jazz erweitert wurde. Die besten Ensembles der Welt treten in dieser traumhaften Kulisse auf und der unbestreitbare Höhepunkt dieses Festivals ist ein Konzert morgens um 5 Uhr. Morgens um 5 Uhr?!

Oh ja, morgens um 5 Uhr. Ein Erlebnis, das seinesgleichen sucht. Denn die Bühne ist so ausgerichtet, dass während des Konzerts hinter den Bergen und über demMeer die Sonne aufgeht und die Bühne in ein unglaubliches Licht taucht, ein Naturerlebnis, ein Kulturerlebnis, für das es sich lohnt, so früh aufzustehen.

Wer immer in Ravello die geniale Idee hatte, morgens um 5 Uhr ein solches Konzert zu organisieren, verdient alle Preise, die in der Kulturszene zu vergeben sind. So etwas würde man sich auch bei uns wünschen, zumal Schwarzwald und Vogesen ebenfalls einen wunderbaren natürlichen Rahmen bieten würden, der ein Kulturerlebnis mit allen Sinnen ermöglicht. Auch, wenn bei uns das Meer fehlt… Und da ist der Beweis, dass klassische Musik nicht nur in Konzerthäuser um 20 Uhr oder zur Matinée um 11 Uhr gehört, sondern dass man sie auch so präsentieren kann, dass sie für viel mehr Publikumsgruppen attraktiv ist. So sind dann bei den 5-Uhr-Konzerten auch viele Kinder im Publikum, die somit einen Zugang zu klassischer Musik finden.

Wenn man die etwas blutleeren Sommer-Programme in unseren Breitengraden anschaut, dann merkt man, was am meisten fehlt: Kreativität und der Mut zu Neuem. So darf man durchaus von Orten wie Ravello lernen, sich ein Beispiel an dieser unglaublich guten Idee nehmen und die ausgetretenen, dafür aber „sicheren“ Pfade des Kulturbetriebs verlassen.

In der Tat, solche Kulturmacher würde man sich auch bei uns wünschen…

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