Was bereitet Erdogan vor?

Erdogan hat zum100. Jahrestag der Gründung der modernen Türkei die Seiten gewechselt. Jetzt unterstützt er die Hamas. Foto: Kremlin.ru / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – In einer höchst angespannten Zeit hielt es der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan für angemessen, noch weiter Öl ins Feuer zu gießen. Nachdem er am Dienstag seine Unterstützung für die Hamas vor dem Parlament zum Ausdruck gebracht hatte, diese als „Befreiungs-Gruppe“ bezeichnet hatte, „die ihr Land verteidigt“, steht nun der 100. Jahrestag der Gründung der modernen Türkei am Sonntag an. Ein Tag, zu dem sich Erdogan etwas besonderes einfallen lassen wird.

Erst vor wenigen Tagen hatte Erdogan erbost der EU einen verbalen Mittelfinger verpasst, als er, nicht ganz zu Unrecht, erklärte, die Türkei habe lange genug an die Tür der EU geklopft und wenn diese nicht wolle, dann wolle man jetzt selber eben auch nicht mehr. Und jetzt die offene Unterstützung für die Hamas, das ist der vorweg genommene Bruch mit der NATO.

Ob Erdogan dies zum 100. Jahrestag am Sonntag verkünden wird? Hätte er einen solchen Schritt vorbereitet, so hätte dieser nicht besser inszeniert werden können. Zwar hat er selbst gerade erst und nach langem Zögern den Beitritt Schwedens zur NATO unterschrieben, doch muss noch das Parlament zustimmen und selbst dann ist Schweden noch nicht in der NATO, denn auch Ungarn hat den schwedischen Beitritt zur NATO (noch?) nicht genehmigt.

Aber die Hamas als „Befreiungs-Gruppe, die ihr Land verteidigt“ zu bezeichnen, das ist schon eine offene Provokation der EU, der USA und natürlich Israels, mit dem Erdogan ab sofort gar nichts mehr zu tun haben will. Auch eine Reise nach Israel hat er abgesagt und der plötzliche Sinneswandel könnte damit zu tun haben, dass Erdogan nun auch offen die Seiten wechselt und sich mit seiner Hamas-Unterstützung bei den arabischen und muslemischen Ländern einschmeicheln will.

Mit dem Einstieg der Türkei in die Hamas-Unterstützerriege wird die Lage Israels immer prekärer. Für den „wahren Sieg über Israel“, den die Hamas, aber auch die Hisbollah, der Islamische Djihad, der Islamische Staat und was von ihm übriggeblieben ist, der Iran, Syrien, Saudi-Arabien und weitere Länder der Region anstreben, entsteht gerade eine Front, die für Israel existenzbedrohend ist.

So oder so, als Land, das mit Terror-Organisationen wie der Hamas oder dem Islamischen Djihad kooperiert, kann die Türkei nicht Mitglied der NATO bleiben, mit vollem Zugriff auf alle Militärgeheimnisse des nordatlantischen Bündnisses. Aber wer weiß, vielleicht kommt Erdogan der NATO auch zuvor und schlägt ihr, wie bereits der EU, ebenfalls die Tür vor der Nase zu. Doch die 100 Jahre der türkischen Republik sind ein zu wichtiges Datum, als dass Erdogan es einfach verstreichen lassen würde. Man darf gespannt sein…