Weihnachtsunruhen in Paris

Nach dem Amoklauf eines 69jährigen französischen Rassisten, der drei Kurden ermordet hat, sind in Paris wieder Unruhen ausgebrochen. Gegen wen sich diese richten, ist unklar.

Was für eine seltsame Art, seiner Trauer und Betroffenheit Ausdruck zu verleihen. Foto: Burak Su / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 2.0

(KL) – Der Grund für die Demonstrationen am Heiligabend in Paris war tragisch. Ein 69jähriger, polizeibekannter, französischer und bekennender Rassist, hatte am Freitag im 10. Arrondissement kurdische Geschäfte und ein Kulturzentrum angegriffen und dabei drei Personen getötet und drei weitere schwer verletzt. Doch die Solidaritäts-Demonstration, die am Heiligabend in Paris organisiert wurde, wandelte sich in eine völlig unverständliche Straßenschlacht. Und das, obwohl sich die kurdischen Organisatoren alle Mühe gegeben hatten, solche Ausschreitungen mit einem Sicherheitsdienst zu verhindern.

Die Betroffenheit über diesen rassistischen Ansschlag ist groß, doch sollte es andere Ausdrucksformen für Trauer und Betroffenheit geben als die üblichen Angriffe auf die Polizei. Die kann nämlich nichts dafür, dass dieser Rassist diesen Anschlag verüben konnte. Insofern ist es ziemlich dämlich, die Polizeikräfte mit Steinen und anderen Gegenständen zu bewerfen. Denn wenn selbst eine solche Solidaritäts-Demonstration in einer Straßenschlacht mündet, dann muss man Zweifel haben, dass es den Demonstranten überhaupt um die Trauer über diesen Anschlag ging.

Mittlerweile ist jeder Anlass für eine radikalisierte Jugend in Frankreich Grund genug, um die Polizei, aber auch Rettungskräfte anzugreifen, denn diese sind ja die Repräsentanten des Staats. Die meisten Demonstranten sind Einwandererkinder der dritten und vierten Generation, die zwar geübt sind, Steine auf Polizisten zu werfen, aber ansonsten keinerlei politisches Anliegen haben und natürlich auch nicht wählen gehen. Sie wollen sich nur prügeln und dabei ist der Anlass zweitrangig.

Dabei ist noch nicht einmal klar, ob es sich bei den gewalttätigen Elementen überhaupt um Kurden handelt, oder ob es die gleichen Personen sind, die auch bei jedem anderen Anlass in Paris auf der Straße sind, um sich mit der Polizei zu prügeln, ob es nun um Gelbwesten, Rentenreform oder andere Themen geht.

Frankreich wird auch 2023 nicht zur Ruhe kommen, das Land ist wie ein Pulverfass, das bei jeder sich bietenden Gelegenheit explodiert. Schade, dass die gewalttätigen Demonstranten auf die Trauer der friedlichen Demonstranten gespuckt und damit dem Anliegen der Kurden schweren Schaden zugefügt haben. Dass ganz nebenbei auch am Heiligabend die Pariser Bevölkerung und die Besucher der Stadt geschockt wurden, ist eine Begleiterscheinung. Aber eines wird zum Jahresende deutlich – die Gewalt auf der Straße hat sich in Frankreich fest etabliert – angesichts der zu erwartenden Probleme ist das alles andere als beruhigend.

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