Wenn Euler Hermes hustet…

… dann zuckt die Welt der Wirtschaft zusammen. Denn der zur Allianz SE-Gruppe gehörende Kreditversicherer täuscht sich nur selten in seinen Prognosen...

Ob die NASA demnächst die ISS verramschen muss?... Foto: NASA / Wikimedia Commons / PD

(KL) – Die Wirtschaftskrise, die auf uns zurollt, hat schon längst begonnen. Doch es wird noch wesentlich schlimmer kommen, als das bisher abzusehen war. Der bei Paris ansässige und zur Allianz-Gruppe gehörende Kreditversicherer Euler Hermes hat nun eine düstere Prognose aufgestellt, was die in nächster Zukunft eintretenden Firmenpleiten anbelangt. Europas Wirtschaft wird sich auf Jahre hinaus warm anziehen müssen.

Auf europäischer Ebene werden wir für den Zeitraum 2019-2021 einen Anstieg der Firmenpleiten in Höhe von 35 % erleben. Noch härter könnte es die USA treffen – denen sagt Euler Hermes einen Anstieg der Firmenpleiten von 57 % für diesen Zeitraum voraus. Dabei werden diese Firmenpleiten als Wellen und in den verschiedenen Ländern zu verschiedenen Zeitpunkten auftreten. So werden sich Länder wie Deutschland, Frankreich und ein paar andere in das vierte Quartal 2020 retten können, bevor dann auch dort die Krise zuschlägt.

Die hohe zu erwartende Anzahl Firmenpleiten in den USA erklärt Euler Hermes mit dem Einbruch der Liquidität im amerikanischen Mittelstand als Konsequenz des Corona-Stillstands. Da ist es wenig nützlich, dass sich Präsident Trump nach wie vor weigert, das Ausmaß der Corona-Krise zur Kenntnis zu nehmen und die notwendigen Schritte einzuleiten.

Wie wichtig es gewesen wäre, einen ausreichenden Hilfsfond in Brüssel zu vereinbaren, erkennt man am Zeitpunkt, zu dem den europäischen Volkswirtschaften das Wasser bis zum Hals stehen wird. Die Pleitewelle wird laut Euler Hermes noch in diesem Jahr Länder wie Schweden, Irland, Italien oder Portugal hart treffen, während Länder wie Frankreich, Deutschland oder Großbritannien um den Jahreswechsel herum auch in den Pleitesog geraten.

Der kurzfristige Lösungsweg ist für Euler Hermes die Aufrechterhaltung der staatlichen Unterstützungen für die Wirtschaft. Sollte diese zu abrupt beendet werden, dann könnte die Anzahl Firmenpleiten sogar auf 85 bis 95 % ansteigen, so Euler Hermes.

Euler Hermes ist nicht irgendein kleiner Börsenbrief, sondern der Weltmarktführer für Kreditversicherungen. Genau das macht diese Einschätzung aber auch bemerkenswert, denn in diesem Unternehmen arbeiten die besten Risikomanager, Wirtschaftsmathematiker, Statistiker und andere Experten, die solche Prognosen nicht ohne entsprechend fundiertes Datenmaterial abgeben.

Dass viele Wirtschaftsexperten auch bereits den Beginn des Aufschwungs nach der Krise für 2021 vorhersehen klingt gut, hängt aber stark von der weiteren Entwicklung dieses Virus ab. Doch mit diesem Kahlschlag, den Euler Hermes vor allem im produzierenden Mittelstand sieht, steht die europäische Wirtschaft für mehrere Jahre im Zeichen des Wiederaufbaus. Viele sehen das als eine Gelegenheit, auch neue Wege zu gehen, Stichwort bedingungsloses Grundeinkommen, Stichwort ergonomische und stärker an der Lebensqualität der Mitarbeiter*innen ausgerichtete Arbeitsbedingungen, Stichwort Rente…

Trotz der sommerlichen Hitze werden wir uns wohl wirklich warm anziehen müssen…

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