Wenn man es niemandem Recht machen kann…

Als eine der ersten Maßnahmen als neue Bürgermeisterin von Straßburg senkt Jeanne Barseghian ihr eigenes Gehalt und das ihres ersten beigeordneten Bürgermeisters. Gemeckert wird trotzdem...

Die neue Strassburger Bürgermeisterin Jeanne Barseghian hat ihre Bezüge deutlich gesenkt. Seltsam - genau dafür steht sie nun in der Kritik der ewig Unzufriedenen... Foto: Eurojournalist(e) / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Während anderswo Politiker*innen gleich zum Amtsantritt kräftig ihre Diäten erhöhen, hat die neue Bürgermeisterin von Straßburg Jeanne Barseghian genau das Gegenteil getan. Sie senkte als eine der ersten Amtshandlungen ihr eigenes Gehalt (und das des ersten beigeordneten Bürgermeisters) von 6.000 auf 4.800 Euro im Monat. Eine starke Geste. Doch wer meint, dass Straßburg nun laut Beifall klatscht, sieht sich getäuscht. Demagogie und Populismus lauten die Vorwürfe aus den Reihen derjenigen, die immer noch nicht den Machtwechsel im Rathaus verinnerlicht haben.

Wer einen Grund zum Meckern sucht und keinen findet, der erfindet eben einen. Doch dass ausgerechnet die starke Geste von Jeanne Barseghian auf eine derart unqualifizierte und bösartige Kritik stößt, ist ein politisches Armutszeugnis – nicht für sie, sondern für ihre Kritiker. Wäre es denen tatsächlich lieber gewesen, Jeanne Barseghian hätte ihre eigenen Diäten erhöht, statt sie zu senken?

Man sollte genau hinschauen, denn was Jeanne Barseghian gemacht hat, hatte einen Hintergrund. Die so frei werdenden Gelder werden im Stadtrat der Opposition zur Verfügung gestellt, um deren Arbeitsbedingungen zu verbessern. Welche Stadtregierung hat so etwas je getan? Niemand konnte sie dazu zwingen, doch Jeanne Barseghian signalisiert mit ihrer Aktion einen hohen Respekt vor der Opposition (die ansonsten in Frankreich überhaupt keine Rolle spielt) und setzt direkt eines ihrer Wahlversprechen um – eine neue „Gouvernance“, einen neuen Politikstil, der von Kooperation und gegenseitigem Respekt geprägt ist.

Doch genau daran hapert es bei den knorrigen Straßburger Konservativen, die immer noch von „grünen Khmer“ schwafeln und sich dabei wohl nicht bewusst sind, dass sie die neue Bürgermeisterin und deren grüne Partei auf eine Stufe mit dem Massenmörder Pol Pot setzt, was nicht nur unverschämt, sondern hochgradig respektlos ist.

Man kann nur hoffen, dass sich das neue Team an der Spitze der Stadt Straßburg nicht von diesen kleinkarierten Unzufriedenen beeinflussen lässt. Viele ihrer Kritiker haben es noch nicht verdaut, dass ihre über Jahre aufgebauten Netzwerke in der Stadt nicht mehr funktionieren, dass nun ein neues und nicht korruptes Team am Start ist und dass man Dossiers nicht mehr durch einen hoch platzierten „Buddy“ regeln lassen kann. Die Frustration vieler Ohrenbläser und Hofschranzen ist nachvollziehbar, denn ihre Karriere im Hintergrund ist von einem Tag auf den anderen geplatzt. Und das erklärt wohl auch die völlig unbegründeten Anwürfe an die neue Bürgermeisterin und deren Team.

Danke für die großartige Geste, Jeanne Barseghian – ein starkes Zeichen. Endlich wird die Stadt Straßburg von Menschen geleitet, deren eigene Karriere und eigenen Interessen nicht über denen der Stadt stehen. Dass sich der eine oder andere Trioll daran erst noch gewöhnen muss, ist auch klar…

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