Wie Frankreich nach rechts kippt – Schritt für Schritt

25 Departements sind am Sonntag von links nach rechts gewechselt. Das ist ein gutes Viertel aller französischen Departements. Ein politischer Erdrutsch…

Nur noch einer von zwei Wahlberechtigten geht in Frankreich wählen. Foto: Claude Truong-Ngoc / Eurojournalist(e)

(KL) – Genau 25 Departements sind am Sonntag von den französischen Linken in das Lager der Konservativen gewechselt. Dabei fällt zwar auf, dass der rechtsextreme Front National nicht ein einziges Departement für sich gewinnen konnte, dennoch erreicht die Formation von Marine Le Pen erneut ein beeindruckendes Ergebnis, von dem man im linken Flügel der französischen Politiklandschaft nur noch träumen kann.

Dabei lohnt sich der Blick auf diejenigen Departements, die nun eine konservative Regierung erhalten – denn die PS hat zahlreiche ihrer einst sicher geglaubten Hochburgen verloren.

Die Corrèze – das Departement, in dem der französische Präsident Hollande seinen Wahlkreis hat, ist nach rechts abgewandert. Was in allererster Linie eine Niederlage des Präsidenten ist. Am Rande zur Ohrfeige. Das Departement hatte sich erst 2008 für die PS entschieden und der Verlust dieses Departements illustriert den politischen Umschwung in Frankreich. Von den 19 Kantonen in der Corrèze gingen 13 an die konservative UMP.

Ebenso überraschend ist der Verlust des Departements Nord. Wo einst die PS-Linke Martine Aubry als unumstritten galt, in einer Region, die als klar links betrachtet wurde, tut es der PS besonders weh, dass 27 der 41 Kantone an die Konservativen gingen.

Genau so erging es auch Premierminister Manuel Valls, dessen politische Manöver sich immer häufiger als Bumerangs erweisen. In „seinem“ Departement Essonne verlor die PS ebenfalls die Mehrheit. Und weiter ging es in den Departements Côtes-d’Armor in der Bretagne (das seit 1976 fest in der Hand der PS war), Bouches-du-Rhone im Süden (wechselt zum ersten Mal unter eine konservative Regierung), Doubs (wo früher der heutige EU-Kommissar Pierre Moscovici von Erfolg zu Erfolg segelte), Seine-et-Marne (19 von 23 Kantonen wurden von den Konservativen erobert) oder Allier (wo sich die Kommunistische Partei PCF von einem ihrer beiden letzten Departements verabschieden musste).

In der Drome, in der Isère, in der Oise, im Cher, in der Saone-et-Loire oder auch den Deux-Sèvres, überall kippte die politische Stimmung, zum Teil mit ganz klaren Ergebnissen. Ebenso wie in der Creuse, der Charente oder dem Departement Pyrénées-Atlantique. Und weiter ging es in der Seine-Maritime, dem Jura, der Region Belfort oder auch dem Ain (wo es für die PS nur noch zu einem einzigen Sitz im Departementsrat reicht!).

Eure, Indre-et-Loire, Aisne und die Somme runden die Departements ab, die von links nach rechts gewandert sind. Mit „Abstrafen“ hat das schon nichts mehr zu tun, vielmehr handelt es sich um ein politisches Erdbeben für die französische Linke. Der nur ein einziger Hoffnungsschimmer bleibt – denn immerhin wechselte auch ein Departement (ein einziges) von rechts nach links – die PS gewann die Mehrheit im Departementsrat der Lozère, was erstaunlich ist, denn dieses Departement hatte immer schon rechts gewählt.

Wenn man sich die Departements, die gewechselt haben, genau anschaut, dann sieht man, dass die „blaue Welle“ über ganz Frankreich gelaufen ist – es gibt praktisch keine geographische Region mehr, in der die PS richtig verwurzelt ist.

Die PS hat nur noch eine einzige Chance, um diesen Trend, der die Partei in ihren Grundfesten bedroht, umzukehren – Hollande und Valls müssen die letzten beiden Jahre ihres Mandats nutzen, um all das nachzuholen, was sie vor ihrer Machtübernahme versprochen, aber nicht gehalten haben. Ansonsten läuft die PS Gefahr, künftig an Wahlabenden unter „Divers Gauche“ (andere linke Parteien) aufgeführt zu werden…

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