Vorwahlen in Frankreich – wer wird Kalif anstelle des Kalifen?
Selten haben sich so viele Kandidaten und Kandidatinnen um den Job als französischer Präsident beworben – die Vorwahlen am Ende des Jahres werden das Gedrängel ein wenig übersichtlicher machen.
(KL) – 2017 wählen die Franzosen ihren neuen Präsidenten – und selten haben so viele Kandidaten und Kandidatinnen ihren Hut in den Ring geworfen. Die Anzahl Kandidaten ist derart groß, dass verschiedene Parteien Vorwahlen nach amerikanischem Modell durchführen, während andere Kandidaten sich gar nicht erst an solchen Vorwahlen beteiligen, sondern eben einfach so ins Rennen gehen. Wobei diese Kandidaten den Nachteil haben, dass ihnen im eigentlichen Wahlkampf die Unterstützung eines Parteiapparats fehlt.
Überhaupt Parteiapparat – es fällt bei dem, was man einst „Volksparteien“ genannt hat, auf, dass die Kandidaten und Kandidatinnen überwiegend „brave Parteisoldaten“ sind und nach richtigen Hoffnungsträgern hält man vergeblich Ausschau. Alleine bei den Konservativen, die sich nicht mehr UMP, sondern „Les Républicains“ nennen, treten bei den Vorwahlen nicht weniger als acht Kandidaten und Kandidatinnen an, in der Hoffnung, von den Wählern zum alleinigen Präsidentschaftskandidaten der Konservativen gekürt zu werden.
Favorit ist der 71jährige Alain Juppé, der wie viele andere französische Politiker versucht, seine Skandale und Skandälchen der Vergangenheit unter dem Teppich zu halten, doch er hat Konkurrenz vom ehemaligen Präsidenten Nicolas Sarkozy. Bei Sarkozy, dem „Louis de Funès“ der französischen Politik, äußern die Medien unverhohlen den Verdacht, dass es ihm vor allem darum ginge, dank der präsidialen Immunität dem Gefängnis wegen seiner zahlreichen Verfahren vor der Justiz zu entgehen. Neben den beiden treten an: François Fillon (ehemaliger Ministerpräsident), Bruno Le Maire (mit 46 Jahren der „Benjamin“ unter den konservativen Kandidaten), Nathalie Kosciusko-Morizet (ehemalige Verkehrsministerin), Jean-François Copé (ehemaliger Fraktionschef der Konservativen im Parlament), Hervé Mariton (stramm rechts, Kämpfer gegen die Homosexuellenehe) und Jean-Frédéric Poisson (der als Vertreter einer kleinen rechten Partei mit ins Kandidatenkarussell gerutscht ist). Das macht dann acht.
Und alle acht hoffen, die Nominierung ihrer Partei zu erhalten, denn die Chancen stehen hoch, dass einzig der Kandidat der „Les Républicains“ eine echte Chance hat, die Rechtsextreme Marine Le Pen auf ihrem Weg ins höchste Staatsamt zu stoppen. Die besten Aussichten auf den Platz an der Sonne haben Alain Juppé, der als gemäßigt gilt, und der es tatsächlich geschafft hat, durch einen langen Aufenthalt in Kanada den Skandal um gemauschelte Arbeitsverträge und andere Ungereimtheiten in seiner Partei in Vergessenheit geraten zu lassen und – Nicolas Sarkozy, der seit Wochen im Wahlkampf zu seins scheint und der momentan vor allem am rechtsextremen Rand seiner Wählerschaft auf Stimmenfang geht. Trotz zahlreicher Gerichtsverfahren wegen ebenso vieler Vergehen ist Sarkozy optimistisch. Die anderen Kandidaten haben eigentlich kaum realistische Chancen, vielleicht noch am ehesten Bruno Le Maire, den eine Umfrage bei 17 % in den Vorwahlen sieht. Doch mit 17 % ist man weit davon entfernt, auf die Nominierung hoffen zu dürfen.
Insofern wird alles auf ein Duell Juppé – Sarkozy hinauslaufen und wer immer dabei die Nase vorne hat, die Franzosen werden ihn nicht lieben, sondern im besten Fall als das kleinere Übel im Vergleich zu Marine Le Pen betrachten.
In den nächsten Tagen stellen wir Ihnen die Kandidaten der anderen Parteien bei deren Vorwahlen vor, sowie eine Bürgerinitiative, die im Internet unter dem Namen „LaPrimaire.org“ eine zivilgesellschaftliche Vorwahl durchführt, um einen Konsens-Kandidaten aus der Zivilgesellschaft ins Rennen zu schicken.
Kommentar hinterlassen