Wieder ein Anschlag auf eine Gas-Pipeline?

Die Gas-Pipeline „Balticconnect“ zwischen Paldiski (Estland) und Inkoo (Finnland) wurde nach Ansicht beider Länder gewaltsam beschädigt. Ist dies ein Fall wie „Nord Stream 2“? Die NATO zeigt sich besorgt und entschlossen.

Von hier in Paldiski (Estland) verläuft die Balticconnect-Pipeline durchs Meer nach Inkoo in Finnland. Momentan ist sie allerdings stillgelegt. Foto: Bjoertvedt / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Für den estnischen Verteidungsminister Hanno Pevkur ist die Angelegenheit klar. Seiner Ansicht nach, und diese Ansicht wird auch vom finnischen Ministerpräsidenten Petteri Orpo geteilt, sind die an der Gas-Pipeline „Balticconnect“ zwischen dem estnischen Paldiski und dem finnischen Inkoo entstandenen Schäden auf äußere Gewalteinwirkung zurückzuführen. Was genau die „mechanische Zerstörung“ an dieser Pipeline ist, muss momentan noch ermittelt werden, doch vieles deutet darauf hin, dass es sich, wie bei den Anschlägen auf die Pipeline „Nord Stream 2“ am 26. September 2022, um einen gezielten Anschlag handelt. Und das ruft nun nicht nur Estland und Finnland auf den Plan, sondern auch die NATO.

Warum interessiert sich die NATO für diesen Zwischenfall? Das Leck, dass „durch massive Gewalteinwirkung“ entstanden ist, wie beide betroffenen Länder erklären, befindet sich in der „Ausschließlichen Wirtschaftszone Finnlands“, also seit dem kürzlichen NATO-Beitritt Finnlands auf NATO-Gebiet. Folglich beeilte sich NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg zu erklären, dass, sollte sich bestätigen, dass es sich um einen Anschlag handelte, „die NATO antworten“ würde. Wie eine solche Antwort aussehen könnte und gegen wen sie sich richten könnte, ist allerdings fraglich.

Natürlich denkt man nun an die Anschläge auf „Nord Stream 2“, die diese Infrastruktur, die immerhin fast 10 Milliarden Euro gekostet hatte, unbrauchbar gemacht haben. Doch denkt man auch daran, dass praktisch niemand mehr von „Nord Stream 2“ sprach, als sich die Indizien verdichteten, dass die Angreifer von „Nord Stream 2“ aus der Ukraine kamen, die im Übrigen das einzige Land war, das ein echtes Interesse an der Zerstörung von „Nord Stream 2“ hatte. Wird also eine Untersuchung eines möglichen Anschlags auf die 151 km lange „Balticconnector“-Pipeline ein Ergebnis bringen? 80 km dieser Pipeline verlaufen unter dem Meer und ebenso wie bei „Nord Stream 2“ dürfte eine Untersuchung sehr schwierig werden. Momentan ist noch nicht einmal durchgesickert, ob das entstandene Leck im Meer oder auf den 22 km der Pipeline an Land in Finnland entstanden ist.

Der entstandene Schaden ist auf jeden Fall so groß, dass die Pipeline vorerst stillgelegt werden musste und die Reparaturen werden Monate dauern. Nach Angaben beider Länder stellt dies zwar keine Gefährdung der Gasversorgung Estlands und Finnlands dar, doch sollte es sich um einen erneuten Anschlag handeln, werden auch die maritimen Behörden nachdenken müssen, wie solche sensiblen Infrastrukturen geschützt werden können. Ob die Untersuchungen ein Ergebnis bringen werden, wird sich zeigen.

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