(Summer special 2022) – Wunderbare Nutzlosigkeit

Queen Elisabeth II. feiert ihr 70. Thronjubiläum. Die 96jährige ist beliebt wie kein anderer Monarch auf der Welt – obwohl sich der Nutzen der britischen Monarchie aufs Symbolische beschränkt.

70. Thronjubiläum - das muss der Queen erstmal jemand nachmachen! Foto: Elli Gerra / Wikimedia Commons / CC0 1.0

Im Grunde kann einem Queen Elizabeth leidtun – da ist sie schon Königin und konnte trotzdem nicht verhindern, dass Boris Johnson ihr Land zerstört hat. Im Mittelalter hätte man mit BoJo wohl im Tower zu London eine individuelle Lösung gefunden… 

(KL) – In den 70 Jahren, die seit ihrer Besteigung des britischen Throns am 6. Februar 1952 vergangen sind, hat sie 15 Premierminister kommen und gehen sehen. So unglaublich es klingt – als die junge Elisabeth Nachfolgerin von Georg VI. wurde, war kein Geringerer als Winston Churchill ihr Regierungschef. Und damit beginnt auch das ganze Drama ihrer Regentschaft, denn der Weg von Winston Churchill zu Boris Johnson ist ein dramatischer Absturz des Vereinten Königreichs, der traurige Weg von einer internationalen Großmacht zu einem kauzigen und isolierten Land, das den Verrücktheiten eines Politclowns ausgeliefert ist, gegen den der Queen leider jegliche Handhabe fehlt. Heute muss die beliebte und immer schon stark europäisch orientierte Queen Elisabeth II. tatenlos zusehen, wie Boris Johnson ihr Land ruiniert, lächerlich macht und dabei sogar die Einheit des Vereinten Königreichs in der Luft zerreißt.

Queen Elisabeth II. ist so etwas wie ein wandelndes Geschichtsbuch. In den 70 Jahren ihrer Königinnenwürde hat sie so ziemlich alles überlebt, gute Zeiten, schlechte Zeiten und immer, na ja, fast immer hat sie dabei eine bella figura gemacht. Das einzige Mal, dass ihre britischen Untertan (und die Weltöffentlichkeit) nicht mit ihr einverstanden war, betraf ihre kühle Haltung nach dem tragischen Unfalltod von Lady Di, als sie sich tagelang weigerte, den Tod der noch beliebteren Prinzessin zu kommentieren. Doch dann ging ein Aufatmen durch Großbritannien, als sie nach ein paar Tagen doch am Tor des Buckingham Palace erschien und zumindest so tat, als würde auch sie trauern. Aber das war es dann auch schon mit den negativen Zwischenfällen.

Doch wer dachte, dass die Queen eine Art „Boss“ von Großbritannien sei, sah sich spätestens beim „Brexit“ eines Besseren belehrt. Obwohl die Queen immer wieder subtil, beispielsweise durch die Wahl ihrer Kleidung oder Hüte demonstrierte, dass sie sehr pro-europäisch eingestellt ist, hatte sie keinerlei Möglichkeit, den Brexit-Wahnsinn von Cameron, May und Johnson zu stoppen, obwohl klar war, dass durch den „Brexit“ auch der Zusammenhalt des Vereinten Königreichs gefährdet ist. Schottland will aussteigen und sich wieder der EU annähern, die Irland-Frage ist nach 30 Jahren eines fragilen Friedens wieder aufgeflammt und das in einer Situation, in der das Land auf den so sehnsüchtig herbeigewünschten „Brexit“ überhaupt nicht vorbereitet war. Der Queen muss es das Herz zerrissen haben.

Im Laufe der vielen Jahre und aufgrund ihres hohen Alters hat die Queen inzwischen fast alle langjährigen Weggefährten verloren, zuletzt auch ihren Ehemann Prinz Phillip. Doch alle Schicksalsschläge, alle Krise hat die Queen mit einer „stiff upper lip“ gemeistert und war ihren Landsleuten tatsächlich eine Landesmutter. Fast 70 Jahre stand sie für die britische Einigkeit, für das und das Commonwealth und so war sie die letzte Vertreterin der einstigen Weltmacht Großbritannien.

Wünschen wir der Queen alles Gute für die weitere Amtsführung, wünschen wir ihr, dass sie nicht noch das Auseinanderbrechen des Vereinten Königreichs erleben muss. Doch wie immer es in Großbritannien auch weitergeht, es wird nichts an den Sympathiewerten der Queen ändern. Herzlichen Glückwunsch zu 70 Jahren der souveränen Amtsführung!

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