Zu Fuß? Im Auto? In der Kutsche?

Die Goldene „Sklavenkutsche“ des niederländischen Königs Willem-Alexander...

König Willem-Alexander ist bei den Niederländern sehr beliebt. Aber mit was für einem Gefährt wird er zu seiner Thronrede fahren? Foto: Erwin Kreijne / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(Karl-Friedrich Bopp) – Am nächsten Dienstag, den 15. September 2020, ist es wieder soweit. Wie jedes Jahr, hält König Willem-Alexander der Niederlande am dritten Dienstag im September im Parlament die Thronrede. Sie enthält die wichtigen Themen, mit denen sich Regierung und Abgeordnete im Laufe des kommenden Regierungsjahres auseinandersetzen werden.

Ein König geht zu einem solchen wichtigen Anlass natürlich nicht zu Fuß. Nein, der König begibt sich dorthin genauso wie seine Vorgänger*innen seit 1901 in einer Goldenen Kutsche. Ein Ereignis, das nicht nur politische Bedeutung hat. Sowohl am Straßenrand als auch am Fernsehen wird das Ereignis von Tausenden verfolgt. Zumindest war das bis 2015 der Fall. Damals wurde entschieden, dass die Goldene Kutsche restauriert werden müsste.

Inzwischen ist die Restauration abgeschlossen. König Willem-Alexander könnte nächste Woche eigentlich wieder seine Goldene Kutsche besteigen. Allerdings, das Gefährt ist in die Diskussion gekommen und soll lieber erstmal in ein Amsterdamer Museum wandern.

Was war geschehen? Ein Teil der Niederländer schauten sich plötzlich die 120 Jahre alte Kutsche etwas genauer an. Und siehe da. Es wurden Malereien entdeckt, die als Symbol, womöglich gar als Verherrlichung des Rassismus im Kolonialreich interpretiert werden könnten. So ist zum Beispiel eine weiße Frau auf einem Thron abgebildet, der schwarze Menschen demütig Geschenke anbieten.

Was tun? Die Malereien übertünchen und weiter mit der Kutsche fahren? Für König Willem-Alexander ist das ausgeschlossen. Für ihn gehört das „Sklaven-Bild“ „zum niederländischen Kulturerbe“. Aber den Vorwurf des Rassismus eines Teils seiner Untertanen wollte er sich dann doch nicht aussetzen.

So geht die Goldene Kutsche nach ihrer Restaurierung nun erstmal ins Museum. Das Museum will das unerwartete Geschenk zum Anlass nehmen, Kolonialismus und Rassismus in der breiten Öffentlichkeit zu thematisieren. Ob die Goldene Kutsche jemals wieder zum Einsatz kommt, wird im Augenblick bewusst offengelassen.

Bleibt die Frage, womit König Willem-Alexander nächste Woche ins Parlament fährt? Na, mit der Gläsernen Kutsche natürlich, die zum Glück als Reserve zur Verfügung steht. Und zum Glück nicht mit Malereien geschmückt ist.

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste