Zweigeteilte Welt

Die chinesische Regierung hat sich beim Besuch des russischen Außenministers Sergeij Lawrow eindeutig hinter Russland und Putin gestellt.

Der Besuch von Sergeij Lawrow in Peking bedeutet nichts Gutes für den Westen... Foto: Mil.ru / Wikimedia Commons / CC-BY 4.0int

(KL) – Das Machtgefüge der Welt hat sich eindeutig in Richtung Osten verschoben. Beim Besuch des russischen Außenministers Sergeij Lawrow in China durfte er sich über eindeutige Solidaritätserklärungen seines chinesischen Kollegen Wang Yi freuen. Dessen Satz „Peking und Moskau werden weiterhin ihre strategische Zusammenarbeit auf der internationalen Bühne vertiefen und sich gegenseitig starke Unterstützung bieten“, sollte man in Europa ernst nehmen. Denn diese Aussage dürfte Politik und Wirtschaft auf dieser internationalen Bühne auf Jahre hinaus prägen. Und gleichzeitig die westliche Hoffnung zunichte machen, dass China Russland „disziplinieren“ würde.

Die Frage ist nur, ob man in Brüssel und Washington die Zeichen der Zeit erkennt. Bereits bei der Gründung und der jüngsten Erweiterung der BRICS-Staaten hat es der Westen vorgezogen, sich selbst einzureden, dass die BRICS unbedeutend seien und man selbst weiterhin die Geschicke der Welt in der Hand habe. Durch diese Selbstüberschätzung hat sich Europa selbst ins politische Abseits manövriert und die arroganten Auftritte westlicher Politiker in Moskau und Peking zeigen deutlich, dass man in Europa die Entwicklung völlig falsch einschätzt.

Die Vorstellung, dass Peking für den Westen die Kastanien aus dem Feuer holen wird, ist von westlichem Wunschdenken geprägt, hat aber mit den Realitäten nichts mehr zu tun. China wird in absehbarer Zeit in Taiwan das tun, was Russland in der Ukraine tut und dabei können die Chinesen auf ihre BRICS-Partner bauen, so wie Russland das heute bereits tut.

Statt sich weiter selbst einzureden, dass die Welt nach der europäischen und westlichen Pfeife tanzt, wäre es besser, würde man Strategien erarbeiten, wie man sich in diesem grundlegend geänderten Kontext verhält. Die Achsen der Macht haben sich verschoben und sich in einer solchen Situation hartnäckig zu weigern, diese Realitäten anzuerkennen, wird zu weiteren Problemen führen.

Lawrows Besuch in Peking ist ein klares Zeichen, wer heute und morgen zusammensteht. Der Westen braucht China und Russland mehr, als dies umgekehrt der Fall ist und es ist unverständlich, dass es nach wie vor keine europäische Doktrin gibt. Die europäischen Institutionen taumeln den Weltgeschehnissen hinterher, versuchen dabei wenigstens wichtig zu wirken, und befinden sich doch bereits im politischen Aus. Wichtige Entscheidungen werden seit einiger Zeit nicht mehr in Brüssel oder Washington, undnoch viel weniger in Paris und Berlin getroffen, sondern dort, wo der Westen absolut keinen Einfluss mehr hat. Diesen Umstand und die wachsende politische und wirtschaftliche Macht des Ostens weiter zu ignorieren, wird zumindest Europa von der Weltpolitik abhängen.

Sollte dann noch Donald Trump die Wahlen in den USA gewinnen, dann steht Europa plötzlich ganz alleine auf der großen Weltbühne, auf der andere die weitere Entwicklung bestimmen. Europa muss jetzt, sofort, eine neue Doktrin für seine Positionierung auf dem Schachbrett der Weltpolitik definieren. Dies weiterhin zu unterlassen kann sehr teuer werden.

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